Von allen Monaten im Jahreskreis ist es der Mai, den wir am freudigsten begrüßen: „Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus …“ Den Namen „Wonnemonat“ aber sollte man nicht überbewerten. Es kann doch noch immer wieder recht kühl und nass werden. Nach einer alten Bauernregel ist das sogar erwünscht. Denn: „Ist der Mai kühl und nass – füllt’s dem Bauern Scheun und Fass.“
Schon sprachgeschichtlich hat „Wonne“ nichts mit Wärme und Glück zu tun. Der Name kommt von althochdeutsch „Winne“ und heißt so viel wie „Weide“ oder „Wiese“. Denn sobald die „Blätter an den Linden so groß sind wie ein Taler“ (Bauernregel an der Nordsee), also meist in der ersten Maihälfte, werden die Milchkühe auf die Weide getrieben. Sie mussten den langen Winter im Stall verbringen. Und für das Vieh wenigstens ist das eine Zeit der Wonne, weil sie befreit sind von der Anbindung und im Mai die Weiden das schönste junge Gras geben.
In der Nacht zum 1. Mai – Walpurgisnacht – ist so einiges erlaubt, was sonst verboten ist, wovon die Jugend in Bayern unter dem Namen „Freinacht“ gerne Gebrauch macht. Es geht aber in dieser Nacht nicht mehr so zu wie auf dem „Hexentanzplatz“ am Brocken.
In jedem Mai kommen zur Monatsmitte die Eisheiligen, auch gestrenge Maifröste genannt. Das sind Pankratius (12.), Servatius (13.) und Bonifatius (14.), zwei Märtyrer und ein Bischof. Daher gilt: „Vor Nachtfrost bist du sicher nicht, bis dass herein Servatius bricht.“ Die kalte Sophie kommt zwei Tage später am 15. Auch sie war eine Märtyrerin im 3. oder 4. Jahrhundert nach Christus.
Am Urbanstag aber (25. Mai) wird es dann wirklich sommerlich: „Und die zeyt hat iren anfang an sant Urbans tag“ – vermeldet der alte Chronist. Der heilige Urban von Langres ist Schutzpatron der Winzer. Nun tritt der Wein in seine Blüte. Aber gerade zu dieser Zeit muss der gekelterte Wein des Vorjahres besonders gut beobachtet werden, weil er sonst leicht in die falsche Richtung gärt. Darum die Winzer-Regel: „Wenn der junge Wein blüht, gärt‘s im alten.“
Das ist auch bei Menschen so. Wo die junge Maienliebe aufblüht, da gärt es auch wieder in den Köpfen erfahrener Liebender. Aber Vorsicht, dass nichts in die falsche Richtung gärt. Es sind oft die alten Hütten, die schnell auflodern, wenn es brennt.
In Goethes Jahresgedicht heißt es: „Und weiterhin im Mai, wenn‘s glückt, hat dich wieder ein Mädchen berückt. Und das beschäftigt dich so sehr, zählst Tage, Wochen und Monde nicht mehr.“
„Des hot schunn der oalde Geede gewisst“, sagt man dazu fröhlich in Frankfurt. Und auch Andrew Lloyd Webber weiß es: „Love changes everything“ – die Liebe, ob alt ob jung, verändert alles – so wie der Mai.
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