München – Der Parteivorsitzende war mit sich sehr zufrieden. Eine „Super-Wahl“ habe er da getroffen, sagte Markus Söder vor Journalisten in München. Sein neuer Generalsekretär Stephan Mayer sei „sehr medienerfahren“, auch bei schwierigen Auftritten. „Das gibt nochmal richtig Schwung.“
Zwei Monate ist das her, und inzwischen ist klar: Der Schwung ist anders gekommen, als Söder erhofft hat. Am Dienstagabend ist Mayer einigermaßen überraschend zurückgetreten. Der 48-Jährige aus Altötting stürzt über seinen Umgang mit einer privaten Affäre. Er soll einem Journalisten gedroht haben, ihn zu „vernichten“, geht aus einem Anwaltsschreiben hervor, das unserer Zeitung vorliegt. Für Mayer dürfte es das Ende der politischen Karriere in Berlin und München sein.
Gegenstand des Streits mit dem Journalisten war ein Bericht des Magazins „Bunte“ über Mayers Privatleben. Der Bundestagsabgeordnete – ledig, nach offiziellen Angaben kinderlos – habe einen achtjährigen Sohn, stehe aber nicht zu ihm, habe Alimente nicht gezahlt. Der Wahrheitsgehalt ist ungewiss. Fast alle anderen Medien, auch unsere Zeitung, verzichteten auf die Weiterverbreitung.
Mayer versuchte, die Story zu verhindern. Er soll den Journalisten am Handy vor einer Woche massiv bedrängt haben. „Ich werde Sie vernichten. Ich werde Sie ausfindig machen. Ich verfolge Sie bis ans Ende Ihres Lebens“ – mit diesen Worten zitieren die Anwälte des Journalisten den CSU-General. Er soll verlangt haben, den Druck des Magazins zu stoppen und 200 000 Euro Schmerzensgeld eingefordert haben.
Mayer räumt in seiner Rücktrittserklärung ein, dass es das Gespräch gegeben habe. Er habe „möglicherweise eine Wortwahl verwendet, die ich rückblickend nicht für angemessen betrachten würde“, verbreitete er am Abend per SMS. Er bedaure das sehr. Der Artikel sei aber „eklatant rechtswidrig“ gewesen. Im Übrigen trete er „aus gesundheitlichen Gründen“ zurück, das sei seine „persönliche Entscheidung“.
Für die CSU ist der Rücktritt ein Schock. Von Mayers Ausraster wusste bisher nur ein sehr kleiner Kreis. Söder und Landesgruppenchef Alexander Dobrindt erfuhren erst gestern davon, holten am Nachmittag Mayer zur Krisen-Dreierrunde. Allerdings bemerkten mehrere in der Partei schon, dass es mit dem General unrund läuft. Seine Kommunikation sei schlecht, hieß es, er gehe den Medien aus dem Weg. Beim Parteitag am Samstag in Würzburg spulte Mayer seinen Part unbewegt ab, setzte kaum Akzente. Eines nur blieb hängen, als der CSU-General dem SPD-Bundeskanzler vorwarf, ein „Leichtmatrose“ zu sein.
Die Sturmflut in den eigenen Reihen hat Mayer da wohl unterschätzt. In der Politik wird es nun wohl auch einige geben, die Söder einen unglücklichen Griff vorhalten. Zu Mayer waren immer wieder kleinere Anekdoten bekannt geworden – Straßenverkehr, heftiger Streit auf Festen, Abrechnungssachen im Bundestag –, die sich nun zu einem Bild verdichten. Söder, der wie kaum jemand auf allen Ebenen seiner Partei vernetzt ist, überging das. Beide kennen sich schon lange, in JU-Zeiten vor über 25 Jahren war Mayer bei den Unterstützern, als Söder Landesvorsitzender werden wollte.
Nun muss Söder einen neuen General finden. Es geht nicht nur um telegene Auftritte, sondern um die Organisation des Landtagswahlkampfs. Heute Vormittag will er vor die Presse treten und seine Sicht kurz erklären. Diese Woche will er einen Nachfolger finden. Sollte es jemand sein, der „nochmal richtig Schwung“ verspricht, wird Söder diesmal wohl sehr genau hinschauen.