DOMINIK GÖTTLER
Vielleicht wäre sein Besuch völlig unbemerkt geblieben, wäre der Braunbär im Landkreis Garmisch-Partenkirchen nicht zweimal in eine Fotofalle getappt. Nun ist also klar: Nach mehreren offiziellen Nachweisen vom Frühjahr 2020 ist wieder ein Braunbär im südlichen Oberbayern unterwegs. Und allein diese Nachricht sorgt nach den unrühmlichen Erfahrungen mit dem von Edmund Stoiber als „Problembär“ titulierten Bruno aus dem Jahr 2006 für Aufsehen.
Doch zunächst ist festzuhalten: Es gibt keinen Grund zur Panik. Im Gegensatz zu Bruno, den auch Experten als gefährlich einstuften, weil er wenig Scheu vor Siedlungen und Menschen zeigte, verhält sich der aktuell durch Bayern streifende Bär bislang völlig unauffällig. Weder Nutztierrisse noch heikle Begegnungen mit dem Menschen sind bekannt. Im Gegensatz zum Wolf, der sich in Bayern immer weiter ausbreitet, ist ein einzelner Bär längst noch kein Politikum.
Zudem ist Bayern heute besser vorbereitet als zu Brunos Zeiten. Als Reaktion auf die hitzige Abschuss-Debatte hat der Freistaat einen Management-Plan für große Beutegreifer wie Bären, Luchse und Wölfe eingeführt. Darin steht auch, wie mit „auffälligen“ Bären (der Begriff „Problembär“ hat es nicht in den Plan geschafft) umgegangen werden soll. Im Ernstfall entscheiden Vertreter mehrerer Behörden und Interessensgruppen, ob ein Bär vergrämt oder als Ultima Ratio abgeschossen werden muss. Aber solange sich der braune Besucher ruhig verhält, gibt es keinen Grund, den Bär nicht einfach Bär sein zu lassen.
Dominik.Goettler@ovb.net