Die EU will kein Öl mehr aus Russland kaufen. Das dürften die Deutschen im Geldbeutel spüren. Heizen wird wohl noch teurer, Tanken sowieso – für Pendler, Spediteure und viele Unternehmen eine Horrorvorstellung. Ist das Embargo deshalb ein Fehler? Grundsätzlich nicht, solange es bei der Verteilung der Lasten einigermaßen gerecht zugeht. Mit ihrem Entlastungspaket will die Ampelregierung wenigstens die gröbsten Härten abfedern. Schließlich will man Russland, das sich über seine Rohstoffexporte finanziert, den Geldhahn für seinen Angriffskrieg zudrehen. Motto: Dem Gegner Schmerzen zufügen, auch wenn es selbst wehtut.
Trotzdem sind die Details ärgerlich. Erstens war sich die EU mal wieder nicht wirklich einig. Ungarn und die Slowakei bekommen wegen ihrer starken Abhängigkeit eine Extrawurst, sie dürfen bis Ende 2023 weiter Öl aus Russland importieren. Trotzdem droht Ungarn damit, das Embargo per Veto noch zu verhindern. Geschlossenheit sieht anders aus. Zweitens sollen auch die anderen EU-Staaten den Kaufstopp erst in sechs bis acht Monaten umsetzen. Das soll die Kollateralschäden klein halten. Bis dahin kann sich aber auch Russland in aller Ruhe nach neuen Abnehmern für sein Öl umsehen.
Mit den aktuellen Plänen werden die Spritpreise an deutschen Tankstellen wohl schon jetzt wegen Ängsten vor Versorgungsengpässen steigen, während Russland viele Monate lang weiter Geld für seinen Krieg einnimmt und sogar noch von steigenden Preisen profitiert. Deshalb: Wenn Embargo, dann schnell! Das wird uns mehr schmerzen, aber auch dem Kreml richtig schaden. Und die EU hätte die Möglichkeit, eine Wiederaufnahme der Käufe bei Kriegsende in Aussicht zu stellen.
Andreas.Hoess@ovb.net