Kiel – Der Wählerwille ist glasklar: „Der nette Herr Günther“ soll Schleswig-Holstein fünf weitere Jahre regieren. Mit seiner ungewöhnlich großen Beliebtheit über die CDU-Anhängerschaft hinaus hat Ministerpräsident Daniel Günther (48) seine Partei bei der Landtagswahl am Sonntag zu einem triumphalen Sieg geführt – meilenweit vor SPD und Grünen. In der Wunderino-Arena, wo Handball-Rekordmeister THW Kiel meistens seine Spiele gewinnt, feiern die Christdemokraten am Abend frenetisch den erfolgreichen Titelverteidiger. „Daniel Günther, Ministerpräsident“, hallt es durch den Saal.
Günther will nun mit beiden bisherigen Koalitionspartnern, Grünen und FDP, Gespräche führen. Es gehe darum, für die nächsten fünf Jahre das beste Ergebnis für das Land zu holen. Schwarz-Grün oder Schwarz-Gelb – oder doch mit beiden weiter machen? Das ist für die CDU die Kernfrage.
Die laut Hochrechnungen deutlich über 40 Prozent für die Union gehen weitgehend auf das Konto Günthers, der seit 2017 mit Grünen und FDP regiert. Die Grünen verdrängen mit einem Rekordergebnis erstmals die SPD auf Platz drei. Nach den Niederlagen bei der Bundestagswahl und im Saarland beschert Günther eine Woche vor der wichtigen Wahl in NRW der CDU das ersehnte Erfolgserlebnis.
Auch die Grünen fahren ihr bisher bestes Ergebnis im Norden ein, ihr Erfolg ist eng verbunden mit den beiden forschen Spitzenkandidatinnen, Finanzministerin Monika Heinold (63) und Landtagsvizepräsidentin Aminata Touré (29). Beide werden am Sonntagabend bei der Wahlparty enthusiastisch bejubelt. An der Basis herrscht die Hoffnung auf Schwarz-Grün. In einem Bündnis mit der FDP könnte die CDU allerdings gewiss deutlich mehr eigene Positionen durchsetzen als in einer Koalition mit den viel stärkeren Grünen. Diesen könnte ein ganz bitteres Ende drohen: Rekordergebnis geholt und trotzdem Opposition.
Aber: CDU-Fraktionschef Tobias Koch würde gern mit Grünen und FDP über Jamaika II verhandeln, obwohl es für ein Zweierbündnis reicht. „Warum sollte man etwas auseinanderreißen, das fünf Jahre lang so gut geklappt hat?“, sagt er. Sein FDP-Kollege Christopher Vogt, enttäuscht über das Ergebnis von wohl unter sieben Prozent für die Liberalen, meint dagegen: „Für eine Dreierkoalition spricht angesichts der Zahlen nicht so viel.“
Und die Grünen? Nun sei es an Günther, zu Gesprächen einzuladen, sagte Heinold. Die Erfahrung zeige, eine Regierung sei dann stabil, wenn alle Kräfte gebraucht würden. Und sei angesichts des hohen Zuspruchs für Jamaika eventuell doch ein Dreierbündnis denkbar, obwohl nur zwei Partner gebraucht werden? „Die FDP hat es ausgeschlossen“, meint Heinold.
Für die abgestürzte SPD mit Spitzenkandidat Thomas Losse-Müller (49) ist der Ausgang der Wahl ein Fiasko. Das bisher schlechteste Ergebnis der SPD im Norden waren 25,4 Prozent im Jahr 2009 – nun liegt die Partei weit unter 20 Prozent. Die Sozialdemokraten sind bitter enttäuscht, Ex-Fraktionschef Ralf Stegner spricht von einem Debakel.
Für Wahlsieger Günther ist das Ergebnis auch ein großer persönlicher Erfolg. Der 48-Jährige gehört bundesweit zu den Ministerpräsidenten mit den höchsten Beliebtheitswerten. Mit dem jetzigen Triumph gehört er auch zu den entscheidenden Figuren, wenn über den nächsten Kanzlerkandidaten der Union spekuliert wird.