Düsseldorf – Nach der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen deutet vieles auf eine Koalition von CDU und Grünen hin. Für das bevölkerungsreichste Bundesland wäre Schwarz-Grün eine Premiere. Doch das Bündnis könnte Zukunft haben, wenn es funktioniert. Denn die beiden möglichen Partner decken jene Themen ab, die die Menschen umtreiben: Klimaschutz und Wirtschaft.
Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hat seine Hände längst ausgestreckt. „Wir wollen die Versöhnung von Klimaschutz und Industrieland“, sagte Wüst am Wahlabend. Das war nicht neu, ähnlich hatte sich der 46-Jährige bereits im Oktober geäußert. Kurz vor der Wahl schrieb Wüst auf Twitter: „Mein Ziel bleibt der Kohleausstieg 2030. Klimaschutz und Industrie zu versöhnen, um gute Arbeitsplätze und soziale Sicherheit zu gewährleisten, ist die größte Aufgabe unserer Generation. Auf dem Weg dahin brauchen wir Flexibilität und Pragmatismus.“ Diese Sätze könnten auch von Robert Habeck und Mona Neubaur, der Spitzenkandidatin der NRW-Grünen, stammen. Neubaur will Jobs im Land halten, ohne den Umwelt- und Artenschutz aus den Augen zu verlieren.
Positiv auf ein mögliches schwarz-grünes Bündnis reagiert Arndt G. Kirchhoff, Präsident der Landesvereinigung der Unternehmensverbände Nordrhein-Westfalen. „Trotz programmatischer Unterschiede kann in einer solchen Koalition eine echte Chance liegen“, sagt Kirchhoff. Vielleicht, so der Unternehmer-Präsident, werde gerade ein solches Bündnis gesellschaftspolitische Blockaden überwinden. Eine Koalition aus CDU und Grüne würde auch den urbanen und den ländlichen Raum repräsentieren und könnte diese zusammenführen.
Hochburgen der CDU waren vor allem Wahlkreise im Münsterland und Westfalen, wo sie in sechs Wahlkreisen jeweils 50 Prozent und mehr holte. Die Grünen bekamen die meisten Zweitstimmen in den Großstädten Köln, Bonn, Aachen und Münster. Hier holten sie zudem insgesamt sieben Direktmandate.
Grünen-Chefin Neubaur wohnt in Düsseldorf, stammt aber aus einer Marktgemeinde im schwäbischen Landkreis Aichach-Friedberg. Wüst stammt und wohnt in einer Kleinstadt im Münsterland, hat dazu eine Zweitwohnung in Düsseldorf. Beide kennen also die Verkehrsprobleme sowohl in Großstädten als auch am Land. Wüst tritt am Montag in Berlin vor die Kameras: Er wolle eine „bessere und saubere Mobilität“. Neubaur versprach vor der Wahl eine „Mobilitätsgarantie für Stadt und Land“.
Zusammenführen könnte ein schwarz-grünes Bündnis auch die Generationen. Wüst und die CDU siegten dank der Alten, die Grünen erzielten starke Werte bei den Jüngeren. Wenn Großeltern CDU und Enkel Grüne wählen, kommen solche Ergebnisse heraus wie am Sonntag in Nordrhein-Westfalen. Als 2017 CDU und FDP an Rhein und Ruhr zusammenfanden, nannten sie ihr Bündnis „NRW-Koalition“. Am Montag kündigt Wüst ein „modernes Zukunftsbündnis“ an, es gebe zwei Wahlgewinner. Angesichts der rechnerischen Möglichkeit einer Ampel wird Wüst den Grünen maximal entgegenkommen.
Selbst die Grüne Jugend geht offenbar bereits von einer Koalition mit der CDU aus Man habe zwar für „linke Mehrheiten gekämpft“. Doch zugleich heißt es in einer Mitteilung: „Klar ist für uns als linker Jugendverband auch, dass wir uns mit Schwarz-Grün sehr schwer tun werden.“ Kein Konjunktiv!