Lieferprobleme für Unternehmen

Teure Erkenntnisse

von Redaktion

MARTIN PREM

Es war immer auch eine Wette auf die Zukunft: Die deutsche Industrie, vor allem die Automobilbranche und in ihrem Schlepptau die großen Zulieferer, investierte weltweit auch in Ländern, in denen die unternehmerische Freiheit – zurückhaltend formuliert – nicht so ausgeprägt ist. Die Hoffnung war: Es wird schon besser werden. Die Gewinnanteile der so entstandenen Gemeinschaftsunternehmen waren Balsam für die Aktionäre.

Es kam nun doch alles anders: China blockiert Produktion und Logistik, nur um sich um das Eingeständnis herumzumogeln, dass die drakonischen Corona-Maßnahmen der Führung ein Fehlschlag waren. Russland flankiert den verbrecherischen Krieg gegen die Ukraine mit Blockaden, die eine weltweite Versorgungskatastrophe auslösen werden, und vergreift sich schamlos am Eigentum ausländischer Investoren. Das alles hat gewaltige Auswirkungen auf europäische, vor allem auf deutsche Unternehmen, die auf absehbare Zeit wohl gigantische Summen investierter Gelder abschreiben müssen.

Der Glaube, dass wirtschaftliche Freiheit auch in Diktaturen umsetzbar ist, hat sich als verhängnisvoller Irrtum erwiesen. Individuelle Freiheit, ein rechtsstaatliches Normengefüge und wirtschaftliche Entfaltungsmöglichkeit lassen sich eben nicht trennen. Sie bedingen einander. Standortentscheidungen sollten künftig gründlicher auf diese Kriterien abgeklopft werden – auch wenn die Konzernbilanzen kurzfristig weniger hübsch ausfallen.

Martin.Prem@ovb.net

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