Russlands Vormarsch stockt

Wo ist der Weg zum Frieden?

von Redaktion

MIKE SCHIER

Der Vormarsch stockt, die Ratlosigkeit in Moskau scheint zu wachsen. Diese Nachrichten sollte man mit Vorsicht lesen. Zu unklar ist, welche Strategie Wladimir Putin als Nächstes einschlägt. Doch nur mal angenommen, in Moskau würde tatsächlich darüber nachgedacht, welche Exit-Optionen aus dem militärischen Schlamassel möglich sind: Was wäre eigentlich die Antwort des Westens?

„Um Gottes willen, dieser Mann darf nicht an der Macht bleiben“, hatte Joe Biden Ende März bei seinem Besuch in Polen ausgerufen. Emotional dürfte er damit den Nerv vieler Westeuropäer getroffen haben. Doch Realpolitik ist leider kein Wunschkonzert. Wenn es wirklich darum ginge, Putins Macht zu beenden und ihn anschließend für seine Kriegsverbrechen zur Verantwortung zu ziehen, kann er selbst den Kampf gar nicht beenden – und einen ewigen Krieg will der Westen eigentlich nicht. Selbst wenn man die Ziele des vorsichtigeren (und wenig emotionalen) Olaf Scholz nimmt, dass Putin „nicht gewinnen“ darf, bleiben Fragen: Wie weit müsste sich Russland zurückziehen? Was ist mit den Gebieten der Separatisten? Noch schwieriger: Was ist mit der Krim?

Die Antworten in Kiew, Warschau, Berlin, Paris und Washington auf diese Fragen dürften sehr unterschiedlich ausfallen. Aber man sollte zumindest beginnen, sie intern zu diskutieren. Wenn der Krieg nicht ewig dauern soll, muss man sich der eigenen Ziele klar werden.

Mike.Schier@ovb.net

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