Türkei und Nato-Erweiterung

Die Nato muss einen Preis bezahlen

von Redaktion

CHRISTIANE WARNECKE

Es ist die Angst vor Russland, die nach Jahrzehnten der Neutralität Schweden und Finnland in die Arme der Nato treibt. Für das westliche Verteidigungsbündnis wäre der Beitritt ein Gewinn. Nicht nur symbolisch, sondern vor allem auch militärisch. Sind die Nachbarn im Norden doch – gerade wegen ihrer langjährigen Eigenverantwortlichkeit für ihre Verteidigung – wesentlich besser bewaffnet als viele europäische Staaten, die einen Krieg auf ihrem Kontinent nicht mehr für möglich hielten.

Noch sind aber längst nicht alle Hürden für eine Aufnahme genommen. Die Nato wird einen Preis bezahlen müssen. Nicht nur wegen drohender Provokationen durch Russland, sondern vor allem in Form von Zugeständnissen an die Türkei. Das Verteidigungsbündnis wird nicht umhinkommen, im Umgang mit der in Europa verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und der Kurdenmiliz YPG in Syrien auf die Türkei zuzugehen. Unterstellt doch Präsident Erdogan Schweden und Finnland, nicht entschieden genug gegen PKK-Aktivisten vorzugehen. Zudem kritisiert er, dass die Amerikaner die YPG in Syrien als Partner im Kampf gegen die islamistische Terrormiliz IS unterstützen. Beim Wunsch nach neuen Kampfjets ist die Türkei nun ebenfalls in einer besseren Position. Erdogan weiß, dass ein Scheitern der Norderweiterung ein Desaster wäre, das die Nato sich nicht leisten kann und will.

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