Es will natürlich gerade keiner hören: Doch die Chancen, dass wir es auch in diesem Herbst wieder mit dem Coronavirus zu tun bekommen, sind nicht gering. Und die Zeit, sich dafür aufzustellen, ist jetzt.
Was genau im Herbst passiert, weiß niemand. Experten halten eine Neuauflage der Omikron-Welle mit einer vergleichbar milderen Variante für möglich, schließen aber auch ein gefährlicheres Virus nicht aus. Die Unsicherheit wird dadurch verstärkt, dass Deutschland – und noch mehr Bayern – noch immer mit einer vergleichsweise großen Zahl Ungeimpfter über 60 Jahre umgehen müssen. Daran wird sich wohl auch in den nächsten Monaten wenig ändern. In den Impfzentren herrschte zuletzt wenig Betrieb und das Thema Impfpflicht scheint vorerst abgehakt. Zwar wollen Bayern und Hessen im Juni noch einmal einen Vorstoß wagen – doch Bundesminister Karl Lauterbach zeigt bisher offenbar wenig Begeisterung. Auch was mögliche Maßnahmen betrifft, hat der Bund den Ländern Spielraum genommen.
Ob man all das nun falsch oder richtig findet: Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek ist jedenfalls nicht um die Aufgabe zu beneiden, das Land unter diesen Bedingungen zu rüsten. Einiges in seinem gestern vorgelegten Plan klingt sinnvoll. Die Impfzentren aufrechtzuerhalten, ist gut investiertes Geld, und auch die Forderung nach Bürgertests ist richtig. Doch weiß auch Holetschek, dass etwa die Ertüchtigung der Pflege oder des öffentlichen Gesundheitsdienstes keine Aufgaben für einen Sommer sind – sondern für Jahre, wenn nicht Jahrzehnte. Wie weit er kommt, wird sich im Herbst zeigen.
Sebastian.Horsch@ovb.net