Auftritte in den nächsten Tagen

Die Rückkehr der Angela Merkel

von Redaktion

MIKE SCHIER

Sie hat sich rar gemacht: Angela Merkel war seit ihrem Auszug aus dem Kanzleramt am 8. Dezember aus der Öffentlichkeit quasi verschwunden. Ein paar Urlaubsbilder, der Besuch der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an den Schauspieler Ulrich Matthes. Das war’s. Bis auf einmal zum russischen Überfall auf die Ukraine keine politische Äußerung. Umso mehr wurde über Merkel geredet. Vor allem über ihre Russland- und Energiepolitik, die man rückblickend als gescheitert betrachten muss.

Kommende Woche endet die öffentliche Karenzzeit der Ex-Kanzlerin. Am 1. Juni hält sie die Laudatio bei der Verabschiedung von DGB-Chef Reiner Hoffmann. Ein paar Tage später stellt sie sich im Berliner Ensemble den Fragen des Journalisten Alexander Osang. Unter dem etwas gespreizten Titel „Was also ist mein Land?“ soll es auch um deutsche Verantwortung gehen. Ein Thema, das so aktuell ist wie selten in der Nachkriegsgeschichte.

Deutschland hat in den vergangenen Jahren viele Fehler gemacht. Mit Rückkehr der wichtigsten Protagonistin kann die Aufarbeitung beginnen. Endlich! Sie sollte sich nicht in Schuldzuweisungen erschöpfen, sondern vor allem Lehren für die Zukunft ziehen – beispielsweise mit Blick auf China, aber auch die arabische Welt. Es war ein Fehler der Regierenden, wirtschaftliche Aspekte zu sehr in den Vordergrund zu rücken. Und es war ein Fehler der deutschen Wirtschaft, bei Lieferketten und Produktionsstätten allein auf den Preis zu schauen. Die Globalisierung tritt in eine neue Phase. Und es wird spannend zu hören, was Angela Merkel unter „Zeitenwende“ versteht.

Mike.Schier@ovb.net

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