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Schröders letztes Basta

von Redaktion

MARC BEYER

Wäre Gerhard Schröder jemand, der andere an seinen Motiven teilhaben lässt, müsste die Welt nun nicht rätseln: Hat er tatsächlich schon vor längerer Zeit ein Mandat im Gazprom-Konzern abgelehnt, wie er sagt? Oder ließ ihn erst der politische Druck endlich einlenken? Doch bekanntlich kümmert es Schröder nur wenig, was andere denken. Selbst dann noch, wenn er für seine Entscheidungen einen hohen Preis zahlen muss.

Schröders jüngste Wortmeldung klingt wie ein letztes Basta: Was wollt Ihr eigentlich, ich habe doch längst gehandelt! Man muss ihm da nicht folgen. Noch Ende April hat sich der Altkanzler eine Entscheidung zu Gazprom demonstrativ offengehalten. Erst jetzt, wo in Berlin und Brüssel die Daumenschrauben angezogen worden sind, geht er auf Distanz zum Kreml, und auch da nur in kleinen Schritten.

Schröder sollte inzwischen dämmern, dass selbst er zu seinem Freund Putin nicht mehr durchdringt. Die Rolle des Brückenbauers, womöglich sogar des Friedensstifters wird es für ihn nicht geben. Sie wäre sein letzter Ausweg gewesen. So bleibt das verstörende Bild eines Mannes, der seine Freundschaft zum Kriegstreiber selbst dann noch über alles stellte, als sein politisches Erbe bereits befleckt war. Mittlerweile ist davon nicht mehr viel übrig. An die Reform des Arbeitsmarktes, das Nein zum Irak-Krieg denkt beim Namen Schröder niemand mehr.

Marc.Beyer@ovb.net

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