Deutsche Debatten

Warum immer so negativ?

von Redaktion

MIKE SCHIER

Toni Kroos hat am Samstagabend ein ZDF-Interview abgebrochen. Klar, man könnte sagen, es war nur ein Fußballer, vollgepumpt mit Adrenalin. Doch vielleicht hat er ja auch einen Punkt. Im Weggehen schimpfte der 32-Jährige zum Reporter: „Du stellst erst drei negative Fragen, da weißt du schon, dass du aus Deutschland kommst.“ Kroos lebt seit Jahren in Spanien und dürfte inzwischen einen guten Blick von außen auf seine Heimat haben.

Tatsächlich sollte man sich hierzulande die Frage stellen, ob man die Dinge nicht oft zu negativ sieht und Probleme überbetont – gerade auch im reichen Oberbayern mit Vollbeschäftigung und traumhafter Landschaft. Als neulich die Bundesregierung die Einführung des Neun-Euro-Tickets ankündigte, gab es keinen Jubel, sondern massive Kritik von Kommunen, Ländern und sogar Fahrgastverbänden. Statt sich zu freuen, dass womöglich mehr Menschen der Bahn mal eine Chance geben, alarmierte die zuständige Gewerkschaft EVG wegen einer „Überlastung des Systems bis hin zum Stillstand“. Ähnlich negativ ist die Stimmungslage vor dem Start des Tankrabatts. Die Szenarien schwanken zwischen: „Die Entlastung kommt beim Autofahrer überhaupt nicht an“ und „Der Ansturm wird so groß, dass das Benzin ausgeht“.

Natürlich: Kritische Fragen müssen erlaubt bleiben – an Fußballer wie an Regierende. Probleme gehören offen angesprochen. Aber es ist keineswegs naiv, wenn sich jeder Einzelne in Zeiten von Krieg (atomare Gefahr!), Pandemie (Corna-Herbst!) und Inflation (Überschuldung!) ein wenig Gelassenheit, Optimismus und Lebensfreude bewahrt.

Mike.Schier@ovb.net

Artikel 4 von 11