Bouffier verlässt Politbühne

Vom Sheriff zum Landesvater

von Redaktion

DANIEL GÖBEL

Volker Bouffier war zuletzt dienstältester Ministerpräsident, ein hessischer Landesvater. Zuvor aber vollzog er in seiner Laufbahn einen bemerkenswerten Wandel vom Innenminister mit dem Ruf eines knallharten Sheriffs hin zum Vermittler, der sogar eine Koalition mit den Grünen schmieden kann. Auch der Fortbestand dieser nicht gerade einfachen Ehe ist zu einem großen Teil der Verdienst des Gießener Juristen. Denn Bouffier ist auch ein Meister im Aussitzen politischer Verwicklungen, die leicht zum Bruch hätten führen können.

Etwa seine Rolle in der Aufarbeitung der NSU-Morde. Dass Bouffier hier als Innenminister selbst dafür gesorgt hatte, dass V-Leute nicht als Zeugen befragt werden durften, brachte ihm nicht nur von grüner Seite den Vorwurf ein, er behindere die Ermittlungen. Andersherum schaffte es Bouffier, dass die Grünen für ihre Regierungsbeteiligung eine Menge Kröten schlucken mussten.

Während der Flüchtlingskrise offenbarte Bouffier seine Treue zur damaligen Kanzlerin Angela Merkel. Während der Corona-Pandemie avancierte Bouffier zum Ratgeber in Bund-Länder-Konferenzen. Gleichzeitig sollte es auch die letzte politische Krise sein, durch die Bouffier Hessen führte. Eine Krebserkrankung führte ihm 2019 vor Augen, dass er nicht ewig weiter in der großen Politik mitmischen und die Gesundheit dahinter anstellen kann – auch wenn es ihm alles andere als leicht fällt.

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