Wiesbaden – Die erste Prüfung hat der neue hessische Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) mit Bravour bestanden: Nicht nur alle Mitglieder der schwarz-grünen Regierungsfraktionen stimmten im ersten Wahlgang für den Nachfolger des langjährigen Amtsinhabers Volker Bouffier (CDU). Die zusätzlichen fünf Stimmen aus den Reihen der Opposition bescherten dem neuen Regierungschef einen deutlichen Vertrauensbonus.
Lange Ausruhen kann sich der 50-Jährige nach dem mehr als gelungenen Start auf den Posten an der Spitze der Landesregierung jedoch nicht. Mit Blick auf die Landtagswahl im Herbst nächsten Jahres muss Rhein schnellstmöglich ein unverkennbares Profil entwickeln und den Menschen in Hessen erklären, für welche Themen er als Ministerpräsident steht. In seinem bisherigen Amt als Landtagspräsident glänzte der CDU-Politiker vor allem mit empathischen und politisch ausgefeilten Reden gegen Rassismus, rechtsextremistisches Gedankengut und Antisemitismus. Als Leiter der Plenarsitzungen bestach er durch eloquente und charmante Ansprachen an die unterschiedlichsten Akteure aller politischer Couleur. Aber reicht das, um auch die Köpfe und Herzen der Bevölkerung von sich zu überzeugen?
Entscheidend wird auch das Binnenverhältnis in der schwarz-grünen Koalition sein. Die Zusammenarbeit in der bereits zweiten Legislatur der Partner läuft geräuschlos und vertraut. Die Grünen mit vier Ministerien in der Regierung sind ein selbstbewusster Partner. Gerade mit Vize-Ministerpräsident Tarek Al-Wazir wird Rhein funktionieren müssen – zwei Alphatiere unter sich. BERND GLEBE