Die USA und das Waffenrecht

Bidens Tunnelblick

von Redaktion

FRIEDEMANN DIEDERICHS

Einige der Ideen zur Waffen-Gesetzgebung, die US-Präsident Joe Biden bei seiner Rede an die Nation vortrug, machen Sinn. Wie bessere Beschlagnahme-Möglichkeiten bei Menschen mit bekannten mentalen Problemen. Oder eine Heraufsetzung des Erwerbsalters auf 21. Auch eine Beschränkung der Magazin-Größen leuchtet ein. Da Biden die Republikaner für überparteiliche Initiativen braucht, hätte er aber strategisch besser daran getan, Amerikas Konservative nicht indirekt als Hauptschuldige an der Waffentoten-Epidemie zu brandmarken.

Ohnehin präsentierte Biden dem Volk nur einen parteilich gefärbten Tunnelblick. So schlagzeilenträchtig Amokläufe auch sind – das große Sterben durch Schusswaffen findet jeden Tag in den Minderheiten-Vierteln der Großstädte wie Chicago, Philadelphia oder Atlanta statt und spielt in den US-Medien kaum eine Rolle. Letztes Wochenende wurden in Chicago 47 Menschen von Kugeln getroffen, neun starben. Schusswaffen sind die Todesursache Nummer eins unter Jugendlichen, die Zahl der Morde in der Altersklasse zehn bis 17 Jahre stieg 2020 um 47 Prozent. Die große Mehrheit der Opfer sind Afro-Amerikaner, getötet von Afro-Amerikanern, oft bei Bandenkriegen. Da diese unbequeme Wahrheit nicht in die Agenda der Demokraten passt, da Schwarze weiter Kernwähler sind, wird das Thema totgeschwiegen. Gleichzeitig haben progressive Staatsanwälte begonnen, auch Waffen-Straftäter durch eine Justiz-Drehtür schnell wieder auf die Straße zu schicken. Solange solche Fakten tabuisiert werden, sind Gesetzespläne nur provisorische Heftpflaster.

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