Die Zeit der Negativzinsen ist endlich vorbei. Die Europäische Zentralbank (EZB) hebt wegen der hohen Inflation den Leitzins an, an dem sich auch Kreditkonditionen und Guthabenzinsen für Sparer orientieren. Der erste Zinsschritt wird im Juli kommen, danach werden weitere folgen. Das ist richtig und überfällig.
Sparer sollten sich trotzdem nicht zu früh freuen. Denn Banken und Sparkassen sind zwar recht fix darin, Kredite zu verteuern. Das sieht man zum Beispiel an den Zinsen für Baukredite, die die Banken seit Herbst 2021 im vorauseilenden Gehorsam auf rund drei Prozent verdreifacht haben. Bei Zinserhöhungen für Sparer haben sie es aber längst nicht so eilig. Verbraucherschützer warnen schon, dass einige Kredithäuser ihren Kunden so lange Strafzinsen abknöpfen werden, wie es nur irgendwie geht. Und auch danach werden sie diese nicht mit rasanten Zinsanhebungen verwöhnen.
Übrigens: Selbst, wenn es am Jahresende wieder ein Prozent auf dem Konto geben sollte, ist das keine besonders gute Nachricht. Die Teuerung liegt gerade bei acht Prozent, unter dem Strich verliert Kapital in einem Jahr damit sieben Prozent an Kaufkraft. Die Zinswende hilft also erst einmal den Banken, die ihre Bilanzen sanieren. Ihre Kunden bleiben dagegen die Gelackmeierten. Sie bekommen einerseits schlechtere Konditionen für Kredite und müssen andererseits wohl noch lange zusehen, wie ihr Vermögen dahinschmilzt wie Eis in der Sonne.
Andreas.Hoess@ovb.net