Wüste Drohungen gegen Griechenland

Erdogan droht Europa mit dem nächsten Krieg

von Redaktion

GEORG ANASTASIADIS

Es ist nicht lange her, da musste sich die konservative Athener Regierung – auch aus Berlin – kritische Fragen anhören, wie es denn sein könne, dass ausgerechnet das arme Griechenland so viel Geld in die Landesverteidigung stecke. Die Antwort von Premier Mitsotakis fiel bündig aus: „Weil die Türkei unser Nachbar ist und nicht Dänemark.“ Dass die Athener Lagebeurteilung im Umgang mit Diktatoren lange vor Ausbruch des Ukrainekriegs realistischer war als die vieler anderer europäischer Länder, führen die neuen Warnungen des türkischen Präsidenten Erdogan auf brutale Weise vor Augen: Immer unverhohlener droht er mit einem Angriff auf die griechischen Inseln in der Ostägäis, darunter Rhodos und Kos.

Erdogan, der wegen der schweren Wirtschaftskrise und der nahenden Präsidentschaftswahl unter Druck steht, ist zur Ablenkung von seinen innenpolitischen Problemen alles zuzutrauen – sogar ein Krieg gegen den Nato-Verbündeten Griechenland. Bereits jetzt dringen türkische Kampfjets täglich in den griechischen Luftraum ein. Deshalb ist es gut, dass Bundeskanzler Scholz sich die Athener Sorgen jetzt vor Ort anhört. Berlin und Athen sitzen, was die Türkei angeht, im selben Boot: Unverzichtbarer Teil der türkischen Drohungen ist stets, die Schleusen für Migranten zu öffnen. Die zieht es nicht nach Griechenland, sondern nach Zentraleuropa. Wer in diesen Tagen die griechischen Metropolen Athen und Thessaloniki besucht, erkennt, wie schwer das Land bereits jetzt unter den vielen im Land gestrandeten Migranten leidet. Um dem Nachbarland noch mehr zu schaden, muss Erdogan nicht mal Bomben werfen: Schon seine Kriegsdrohungen reichen, um Touristen in die Flucht zu jagen, auf deren Geld das Land nach seiner Finanzkrise so dringend angewiesen ist. Auch das ist eine Form der Kriegsführung, die nach einer klaren europäischen Antwort verlangt.

Georg.Anastasiadis@ovb.net

Artikel 1 von 11