SEBASTIAN HORSCH
Mehr als 260 Milliarden Euro pumpt die Gesetzliche Krankenversicherung jährlich in unser Gesundheitssystem – Tendenz steigend. Da wirken die bisher 17 Milliarden Euro Defizit, die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) für das kommende Jahr veranschlagt, schon fast wie Peanuts. Doch erstens dürfte auch hier das Ende der Fahnenstange nicht erreicht sein, weil sich die derzeit wenig rosigen wirtschaftlichen Aussichten wohl noch weiter negativ auf die Einnahmen und Ausgaben der Kassen durchschlagen werden. Und zweitens könnten Durchschnittsverdienern bald Mehrbelastungen von mehreren hundert Euro jährlich drohen, wenn deshalb die Beiträge erhöht werden müssen. Im Paket mit steigenden Energie- und Lebensmittelpreisen tut das weh.
Wie schnell sich die Zeiten ändern. Nach dem Motto „Krankenkassen sind keine Sparkassen“ verdonnerte der damalige Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Kassen vor rund vier Jahren noch, ihre damals üppigen Rücklagen an die Versicherten auszuschütten. Sein Nachfolger muss nun Einsparmöglichkeiten finden, wenn er die Beitragszahler nicht immer weiter belasten will. Und tatsächlich ließe sich beispielsweise mit einer überfälligen Reform der Krankenhausstrukturen viel Geld sparen. Doch auch hier darf der langfristige Fokus nicht verloren gehen. Die Gefahr: Ein zu effizienzgelenkter Blick könnte am Ende die medizinische Versorgung im ländlichen Raum schädigen. Karl Lauterbach muss nun zeigen, dass er nicht nur ein Corona-Minister ist.
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