Felix Genn hat seine Lehren gezogen aus den bisherigen Pannen bei der Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche. Der Bischof von Münster hat die Untersuchung in seiner Diözese geschickt in die Hände einer komplett unabhängigen Historiker-Kommission gelegt und sich damit jeglichen Verdächtigungen entzogen, es gebe eine Verquickung der Interessen.
In Münster wird Wert darauf gelegt, dass auch die anderen Berater voll und ganz unabhängig sind von der Diö-zese und keinesfalls vom Bischof ernannt werden. Das gilt für die Aufarbeitungskommission ebenso wie für den Betroffenen-Beirat. Eine kluge Entscheidung, gewinnen diese Gremien dadurch noch zusätzlich an Glaubwürdigkeit. Genn drückt sich außerdem nicht davor, Einzelgespräche mit Missbrauchsopfern zu führen – auch, wenn es noch so mühsam ist.
Der Bischof von Münster, der bislang nicht gerade zu den Modernisierern in der Kirche gehörte, hat sich in seiner Stellungnahme zum Gutachten der Uni Münster deutlich positioniert: Er kritisiert die „verheerenden Auswirkungen einer rigiden Sexualmoral“, prangert ein völlig überhöhtes Priesterbild an und fordert ein Ende von jeder Form von Klerikalismus. Auch für den synodalen Weg macht er sich stark. Zugewandt und veränderungsbereit müssten kirchliche Verantwortungsträger leben, offen und dialogbereit: Daran müssen er und seine Mitbrüder sich messen lassen.
Claudia.Moellers@ovb.net