München – Der Branchenverband Kernenergie hat sich für eine befristete Laufzeitverlängerung der letzten deutschen Atomkraftwerke ausgesprochen: „Wir plädieren dafür, alle verfügbaren Quellen zu nutzen, um die Energiekrise besser zu überstehen“, sagte ein Verbandssprecher unserer Zeitung auf Nachfrage.
Um einen Weiterbetrieb zu ermöglichen, sei Eile gefragt: „Die Kraftwerke befinden sich im Abschaltungsprozess. Je länger man wartet, desto schwieriger wird es, sie wieder hochzufahren“, so der Sprecher.
Denn es braucht vor allem entsprechend geschultes Personal: „Dafür müssen neue Verträge gemacht werden, die Kraftwerke sollen ja planmäßig Ende des Jahres vom Netz gehen.“ Ohne neue Uranbrennstäbe könnten die letzten drei Kraftwerke, zu denen auch Isar 2 bei Landshut gehört, knapp über das Jahresende hinaus weiterlaufen. „Danach bräuchten sie neue Brennstäbe.“ Hierfür sei Russland ein traditioneller Lieferant. Doch Uran gebe es auch in Australien oder Kanada. Doch auch hier sei Eile geboten: „Wenn wir mehr Uran wollen, müssen wir es bald bestellen, weil es nicht so schnell verfügbar ist.“
Ein Weiterbetrieb müsste dann mittelfristig gedacht werden: „Wenn wir die Reaktoren neu beladen, sollten die Kraftwerke mehrere Jahre weiterlaufen. Das ist technisch sinnvoll und passt zu den aktuellen Herausforderungen auf dem Energiemarkt.“ Dafür brauche es eine politische Grundsatzentscheidung, denn es müsse das Atomgesetz geändert werden. Außerdem haben die Betreiber ihre Kraftwerke bereits abgeschrieben. Isar-2-Betreiber Eon hatte einem Weiterbetrieb eine Absage erteilt. Grundsätzlich teilt der Branchenverband diese Ansicht: „Wir wollen nur eine Übergangslösung und stellen den Atomausstieg nicht infrage“, so der Sprecher. Ein längerer Weiterbetrieb sei auch technisch nicht ohne Weiteres möglich: „Die Ausbildung für die Fachleute dauert drei Jahre. Für einen Wiedereinstieg in die Atomkraft müsste man jetzt damit anfangen – sonst ist es technisch unmöglich.“ MATTHIAS SCHNEIDER