München – Jens Plötner ist außerhalb des Politikbetriebs wenig bekannt. Als sicherheits- und außenpolitischer Berater von Bundeskanzler Olaf Scholz ist er ein einflussreicher Mann, doch auf der großen Bühne nur selten zu sehen. Diese Woche aber fiel das Licht der Scheinwerfer auch auf ihn, und seitdem steht er im Zentrum einer Debatte, die selbst innerhalb der Ampelkoalition geführt wird.
Auf einer Veranstaltung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik sprach Plötner unter anderem über Waffenlieferungen an die Ukraine. Er mokierte sich darüber, dass die Frage schwerer Waffen in der Ukraine-Berichterstattung einen solchen Raum einnehme. „Mit 20 Mardern kann man viele Zeitungsseiten füllen“, weniger werde hingegen darüber berichtet, „wie in Zukunft unser Verhältnis zu Russland sein wird“. Dabei sei die Frage „mindestens genauso spannend und relevant“.
Das Echo war verheerend. CDU-Politiker Norbert Röttgen nannte Plötners Aussagen „besorgniserregend“. FDP-Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann unterstellte gar „ein Denken, das uns in den letzten Jahrzehnten in diese furchtbare Situation gebracht hat“. Die Regierung solle der Ukraine helfen, „statt liebevoll über Russland nachzudenken“. Sie zielte auch darauf ab, dass Plötner vor seinem jetzigen Job für mehrere Außenminister arbeitete, darunter Frank-Walter Steinmeier. Heute, als Bundespräsident, bereut er sein unkritisches Verhältnis zu Russland.
Wie es um dieses Verhältnis in näherer Zukunft aussehen wird, erklärte derweil Plötners aktueller Chef gerade erst in aller Deutlichkeit. Als Partner, sagte Olaf Scholz, sei Moskau bis auf Weiteres „unvorstellbar“. mb