Chaos bei der Stammstrecke

Totales Politikversagen

von Redaktion

VON MIKE SCHIER

Jahrelang feixten die Bayern über diese dummen Berliner, die den Bau ihres Flughafens einfach nicht auf die Reihe bekommen. Inzwischen ist festzustellen: Wir können es genauso schlecht! Bei der Stammstrecke fliegen die Milliardensummen und Eröffnungsdaten inzwischen wild durcheinander. Jedem kleinen Häuslebauer würde die örtliche Bank ein solches Chaos bei Planung, Genehmigungen und Bau um die Ohren hauen.

Aus Sicht der Bürger am ärgerlichsten ist es aber, dass die Beteiligten offenbar nicht miteinander kommunizieren. Preisexplosion und Verzögerung zeichneten sich seit Jahren ab. Die ministeriumsinternen Schätzungen über schwindelerregende 7,2 Milliarden Euro stammen von 2021 – in Berlin regierte da noch die CSU und der unglückselige Andreas Scheuer. In Bayern wechselten ohnehin alle naselang die zuständigen Minister. Und offenbar befand es keiner für nötig, sich mal mit der Bahn zusammenzusetzen, um Bayerns wichtigstes Verkehrsprojekt vom Kopf auf die Füße zu stellen. Jetzt liegt das Kind im Brunnen – angesichts von Inflation, Fachkräfte- und Materialknappheit wird es eher noch schlimmer.

Dass Verkehrsminister Volker Wissing (FDP), ohnehin eine Leerstelle im Bundeskabinett, nun beleidigt die Gespräche platzen lässt, passt ins Bild. Für die CSU ist sein kindisches Verhalten eine schöne Vorlage, für die bayerischen Liberalen dagegen verheerend. Im Landtagswahlkampf lässt sich so etwas ausschlachten – und ohne den Großraum München wird es schwierig für die FDP.

Mike.Schier@ovb.net

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