Desaströse Datenlage

Späte Abrechnung mit der Coronapolitik

von Redaktion

VON GEORG ANASTASIADIS

Nix Gwiß weiß man nicht – das ist, kurz gesagt, das Ergebnis der 18-köpfigen Expertenkommission zur Beurteilung der Wirksamkeit der in Deutschland ergriffenen Corona-Maßnahmen. Das Ergebnis kann eigentlich niemanden überraschen: Weil es in der „Datenwüste D“ an digital erhobenen Zahlen und Fakten mangelt, gab es auch keine Begleitforschung, die der Politik und dem RKI wirksame Handlungsempfehlungen an die Hand hätte geben können. Nicht mal die Messung der Viruslast im Abwasser, anderswo Routine, ist bei uns nach zwei Jahren Pandemie behördlicher Standard.

Vor allem die FDP wollte vor Entscheidungen über einen neuen Corona-Plan für den Herbst den Expertenbericht abwarten. Doch nach dessen Lektüre ist die Politik so schlau wie zuvor. Helfen Schulschließungen? Vielleicht ein bisschen. Lockdowns? Nur zu Beginn. 2G- und 3G-Zugangsbeschränkungen? Bei den aktuellen, hochansteckenden Virusvarianten ist der Nutzen umstritten. Die erste Phase der Coronapolitik war geprägt von einem gewissen Übersteuern: Das reiche Deutschland mit seiner relativ älteren Bevölkerung konnte sich die weltweit strengsten Maßnahmen leisten. Die vorsichtige Mehrheit bekam die Coronapolitik, die sie sich wünschte. Doch schon im Streit um die anlasslosen Gratis-Bürgertests, die die Regierung nun abschafft, weil sie den Staat zwölf Milliarden Euro im Jahr kosten, zeigt sich: Eine angstgetriebene Coronapolitik inklusive dem Herunterfahren des ganzen Landes kann es nicht mehr geben, weil das zu teuer und – wegen der guten Impffortschritte, der durch viele Infektionen voranschreitenden Grundimmunisierung der Bevölkerung und der milderen Verläufe – auch nicht nötig ist.

Wir lernen gerade, wie es sich anfühlt, mit dem Virus zu leben. Gefragt ist Eigenverantwortung: Wer sich schützen will, kann das dank Masken und Impfstoffen tun. Solange am Horizont nicht eine neue, aggressivere Virusvariante auftaucht, besteht zu neuem Alarmismus und grünem Gesetzgebungsdrang kein Anlass. Wir müssen, mal wieder, auf Sicht fahren.

Georg.Anastasiadis@ovb.net

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