Das hat es seit 20 Jahren, als die europäische Gemeinschaftswährung als Bargeld eingeführt wurde, nicht mehr gegeben: Ein Euro war gestern exakt nur noch einen Dollar wert – Tendenz weiter fallend. Binnen Jahresfrist hat der Euro gegenüber der US-Devise ein Viertel seines Wertes eingebüßt. Für Europa ist die Schwäche seiner Währung ein großes Problem, verteuert sie doch die Importe aus dem Rest der Welt. Das treibt die Inflation und lässt die deutsche Handelsbilanz ins Minus kippen, weil die globalen Tauschverhältnisse sich zu unserem Nachteil verändern. Für einen exportierten BMW kriegen wir, vereinfacht ausgedrückt, viel weniger Öl als bisher.
Wie unter dem Brennglas werden im Eurokurs Europas Probleme sichtbar, etwa die chronische Wachstumsschwäche und – als Antwort darauf – die gefährliche Gelddruckpolitik der EZB. Den größten Grund zur Sorge liefert aktuell aber die Energiekrise. Global investierende Anleger flüchten aus Europa, weil sie fürchten, dass dem Kontinent der Gashahn zugedreht wird und die Wirtschaft ins Chaos stürzt. Die Weltmacht Amerika hingegen hat vorgesorgt und ist durch seinen Energiemix inklusive Atom und Frackinggas unabhängig(er) von ausländischen Despoten. Die Bürger Europas bezahlen jetzt den Preis für die gravierenden Fehlentscheidungen ihrer Regierungen in den letzten beiden Jahrzehnten. Das zu korrigieren ist eine Generationenaufgabe, die große Anstrengungen erfordert und nicht ohne spürbare Wohlstandsverluste zu stemmen sein wird. Niemand sollte den süßen Verlockungen von Linkspartei und AfD auf den Leim gehen, die so tun, als sei die Lösung aller Probleme die Freigabe von Nord Stream 2. Denn damit würde sich Europa endgültig Putins Diktat unterwerfen.
Georg.Anastasiadis@ovb.net