DIRK WALTER
Der Stammstrecken-Dauerkritiker Martin Runge von den Grünen war der Erste, der laut nach einem Baustopp für die zweite S-Bahn-Stammstrecke in München gerufen hat. Eine ernsthafte Option ist das aber nicht. Das Projekt ist zu weit fortgeschritten, die erste Milliarde (so genau weiß das keiner) wohl schon verbaut. Indes: Einsparmöglichkeiten gibt es gleichwohl. Hinter der U9, die das Projekt verteuert und verzögert, steht jetzt ein dickes Fragezeichen. Die zweite Stammstrecke kann jedenfalls ohne einen U9-Bahnhof ( ohnehin nur als Rohbau geplant) leichter gebaut werden. Die Bahn selbst könnte beim fast eine Milliarde Euro teuren Totalumbau des Hauptbahnhofes Abstriche machen und den Abriss des Starnberger Flügelbahnhofs stoppen – denn auch wenn der unselige Bahnhofsumbau nicht zum Stammstreckenprojekt zählt: Ein Verzicht spart Geld, das die DB an anderer Stelle gut gebrauchen kann. Könnte man die Zeit zurückdrehen, hätte man auch die Stammstrecke selbst anders konzipieren können – mit mehr Haltestellen, die eine extra angelegte Rettungsröhre überflüssig machen würden.
Hätte, könnte, wäre – machen wir uns nichts vor: All das wird nicht geschehen. Bund und Freistaat haben sich mit einem dünnen Vertrag zu einer Schicksalsgemeinschaft verbunden. Eine Kostenobergrenze taucht an keiner Stelle auf. Aus der Nummer kommt somit keiner mehr raus. Es wird durchgezogen nach dem Motto „Augen zu und durch“.
Dirk.Walter@ovb.net