Außenpolitik und Moral

Die Reinwaschung des Saudi-Prinzen

von Redaktion

VON KLAUS RIMPEL

Es gibt zahlreiche Belege dafür, dass Saudi-Prinz Mohammed Bin Salman für die Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi verantwortlich ist. US-Präsident Joe Biden hatte deshalb geschworen, diesem Prinzen eines „Paria-Staates“ niemals die Hand zu schütteln.

Dass der US-Präsident jetzt allerhand peinliche Verrenkungen hinlegen muss (eine verlogene Corona-Faust statt Handschlag), um seinen Schwur irgendwie nicht zu brechen, beweist: Wer moralische Außenpolitik verspricht, muss scheitern – siehe auch Robert Habecks Bückling in Katar. Wer nur noch mit den „Guten“ reden will, wird in dieser Welt ziemlich einsam. Zumal sich das „Gute“ schnell relativieren kann. Man muss ja nur daran denken, wie sich die deutsch-amerikanischen Beziehungen entwickeln könnten, sollte Donald Trump erneut zum US-Präsidenten gewählt werden.

Biden braucht die Saudis, weil er nur mit billigerem Öl die hohe US-Inflation bremsen kann. Und weil er einen israelisch-arabischen Schulterschluss gegen den Iran schaffen will. Prinz Salman kann also genüsslich weiter Kritiker foltern, inhaftieren und töten. Da es mit Putin und den iranischen Mullahs noch gefährlichere Gegner des Westens gibt, werden seine Taten „reingewaschen“. So bitter das ist: Außenpolitik ist Interessenpolitik. Moral zählt da eher als zweit- oder drittrangige Kategorie.

Klaus.Rimpel@ovb.net

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