Stellenabbau bei Linde

Demontage einer Industrie-Ikone

von Redaktion

VON ANDREAS HÖSS

Linde droht ein Kahlschlag. Weil der Dax-Konzern im Anlagenbau viel Geschäft mit Gazprom machte, brachen wegen der Russland-Sanktionen die Aufträge und der Umsatz massiv ein. Nun sollen 600 Jobs abgebaut werden – fast ein Drittel der Pullacher Belegschaft. Die fragt sich: Ist das wirklich nötig?

Der Plan bestätigt jedenfalls alte Befürchtungen, dass die Fusion des 1879 gegründeten deutschen Gase-Spezialisten mit dem US-Konzern Praxair deutsche Jobs kosten wird. Der Linde-Betriebsrat wollte sie 2017 sogar noch in letzter Minute verhindern. Der Zusammenschluss erfolge auf Augenhöhe, beruhigte damals der Praxair-Vorstand, außerdem bleibe Ex-Linde-Chef Wolfgang Reitzle im Verwaltungsrat ja noch als verlässlicher Sachwalter deutscher Interessen und Arbeitsplätze an Bord.

Nun ist Reitzle seit März weg, auf seinem Posten sitzt jetzt Steve Angel von Praxair, der als Prototyp des knallharten US-Managers gilt, den nur Rendite interessiert. Offenbar will er die Krise nutzen, um am Hochlohn-Standort Deutschland die Axt anzulegen. Bisher soll er alle Angebote des Linde-Betriebsrats zu Arbeitszeitreduzierung und ähnlichen Modellen ausgeschlagen haben – obwohl die Münchner begründete Hoffnung hegen, in Europa bald gute Geschäfte mit Wasserstoff zu machen. Es wirkt fast so, als würden die Amerikaner nun doch die Demontage der deutschen Industrie-Ikone betreiben.

Andreas.Hoess@ovb.net

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