Chaos in Rom

Rückfall in alte Muster

von Redaktion

VON MARCUS MÄCKLER

Das war es wohl mit dem kleinen italienischen Wunder: Nach anderthalb Jahren politischer Stabilität könnte das Land in den quälenden Zustand der Unregierbarkeit zurückfallen. Das liegt zu allerletzt an Mario Draghi, dem als Regierungschef in kurzer Zeit Erstaunliches gelungen ist: Er hat es geschafft, dem politisch belächelten Italien wieder internationales Gewicht zu verleihen und Vertrauen zurückzugewinnen. All das ist jetzt in Gefahr.

Die Verantwortung für das Chaos tragen die Populisten (diesmal von links), die die politische Show noch immer über das Wohl des Landes gestellt haben. Eine Mehrheit hätte Draghi zwar auch ohne die Fünf-Sterne-Bewegung von Ex-Premier Conte. Dass er sich nicht darauf stützen will, kann man ihm als Trotzigkeit auslegen – dabei ist es im Grunde konsequent. Sein Erfolg basierte ja darauf, die lähmenden kleinen und großen Kämpfe in einer sehr heterogenen Vielparteienregierung einzuhegen. Das funktionierte gut, aber eben nur so lange, wie alle mitspielten.

Nun scheren genau die aus, denen Stabilität am wenigsten nutzt, und das ausgerechnet in einer Zeit multipler Krisen, die Italien mit Wucht treffen. Die Ratlosigkeit ist groß, der Schaden schon jetzt gewaltig. Und es bleiben nur wenige Tage, um eine Lösung zu finden. Bliebe Rom politisch instabil, wäre das nicht zuletzt auch ein Problem für die EU, die gerade mit Blick auf den Ukraine-Krieg keine inneren Turbulenzen gebrauchen kann. Darüber könnte sich am Ende nur einer freuen: der Herrscher im Kreml.

Marcus.Maeckler@ovb.net

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