Politik entdeckt das Bahnfahren

Neue Lust auf Billig-Tickets

von Redaktion

VON DIRK WALTER

9 Euro, 29, 69 oder 365? Wer bietet mehr? Die Politik hat auf einmal das Bahnfahren mit Billigtickets als Profilierungsfeld entdeckt. Und das ist ja nicht einmal schlecht. Allerdings sollten es schon stimmige Vorstöße sein, nicht welche aus dem hohlen Bauch heraus aus purer Lust an Provokation. Insbesondere die CSU sollte in sich gehen und ihre Position intern klären. Es passt nicht zusammen, wenn der bayerische Verkehrsminister gegen jede Art von Vergünstigungen wettert, während sein Chef mit der Forderung nach einem 365-Euro-Jahresticket für alle durch die Lande zieht. So eine Maximalforderung kam bisher nicht einmal von den Grünen!

Unstrittig ist indes, dass nach dem Ende des 9-Euro-Tickets eine Fortsetzung notwendig ist. Das Ticket ist nicht nur eine finanzielle Entlastung für Bahnfahrer, sondern hat offenbar – wenn man ersten Auswertungen glauben will – einen Lenkungseffekt: Autofahrer werden wohl in die Bahn gelockt. Und das ist ja genau das, was in Sonntagsreden jeder fordert. Es wäre also kontraproduktiv, wenn beispielsweise der MVV im September wieder zu seiner alten Tarifstruktur zurückkehren müsste. Unstrittig ist aber auch, dass die marode Infrastruktur der Bahn aufgemörtelt werden muss. Sie ist offenbar in einem weit schlechteren Zustand ist als bisher bekannt. Auch das wird Milliarden kosten – da bleibt für Neubauprojekte wie etwa den in der Region sehr umstrittenen Brenner-Zulauf künftig wenig Spielraum.

Dirk.Walter@ovb.net

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