Teheran – Kremlchef Wladimir Putin, Irans Präsident Ebrahim Raisi und der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan haben in Teheran über die Lage im Bürgerkriegsland Syrien beraten. „Iran ist der Ansicht, dass die einzige Lösung für die syrische Krise eine politische ist und dass militärische Maßnahmen nicht nur unwirksam sind, sondern die Situation verschlimmern werden“, sagte Raisi bei einer Abschlussrede im Beisein von Putin und Erdogan. Putin forderte mehr Einheit in der Syrien-Politik und warf dem Westen Einmischung vor. Dieser habe „Kurs auf eine Zerstückelung des Landes genommen“, so der Präsident.
Auch wenn die Syrien-Gespräche im Fokus des Treffens standen, war Russlands Angriffskrieg in seinem Nachbarland Ukraine ein Thema. Bei einem Treffen mit Erdogan äußerte sich Putin dankbar für die Vermittlung Ankaras bei Getreidelieferungen. Die Ukraine und westliche Staaten werfen Russland eine Blockade ukrainischer Seehäfen und damit auch der Getreidelieferungen vor. Moskau weist diesen Vorwurf zurück. Es seien zwar noch nicht alle Fragen geklärt, aber es gebe Fortschritte, sagte der Kremlchef.
Sichtlich gut gelaunt war Putin in Teheran eingetroffen. Es war erst seine zweite bekannte Auslandsreise seit Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine. Während Putin jüngst Spitzenpolitiker an langen Tischen in Moskau empfangen hatte, war im Iran bei Treffen mit dem Obersten Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei oder Präsident Raisi wenig Distanz zu sehen.
Bereits in der Vergangenheit hatten die drei Staaten im Astana-Format über die Zukunft Syriens verhandelt. Ankara kündigt seit Wochen eine neue Offensive in Nordsyrien an und hält als Resultat vergangener militärischer Eingriffe Gebiete im Norden besetzt. Russland und der Iran hatten die Türkei jüngst vor einer Militäraktion gewarnt.
Irans oberster Führer erneuerte seine Warnungen in einem Gespräch mit Erdogan. „Jeglicher Angriff der Türkei in Nordsyrien würde nur den Terroristen in Syrien helfen“, sagte Chamenei. „Wir betrachten die Sicherheit in Syrien als unsere eigene Sicherheit, und die Türkei sollte das auch tun.“ Die Türkei argumentiert wiederum mit ihrer Sicherheit und „terroristischer“ Bedrohung für eine Offensive.
Sanktionen treffen den Iran und Russland hart. Auch deshalb streben beide Länder eine vertiefte Kooperation an, insbesondere in der Öl- und Gaswirtschaft sowie im Finanzsektor. Auch Ankara will dem Bekennen nach die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Teheran ausbauen.
Der russische Gaskonzern Gazprom und Irans staatliches Ölunternehmen kündigten eine strategische Zusammenarbeit an. Demnach wollen die beiden Unternehmen Möglichkeiten einer Kooperation ausloten, etwa bei der Erschließung von Öl- und Gasfeldern im Iran oder auch bei der Verflüssigung von Gas, beim Bau von Pipelines und im wissenschaftlich-technischen Bereich. Putin forderte zudem die Wiederbelebung des internationalen Atomabkommens mit dem Iran. „Wir halten es für wichtig, die Anstrengungen fortzusetzen.“