Hinter dem Ukraine-Krieg verblasst gerade vieles, dabei ist die Welt voller akuter Tragik. Beispiel Afghanistan, wo die Taliban die Gesellschaft (gerade den weiblichen Teil) ungestört ins Mittelalter zurückbeamen. Oder Ostafrika, wo der Klimawandel genau jetzt seine tödlichen Folgen zeigt. Oder Syrien. Ausgerechnet der Gipfel der Despoten aus Russland, der Türkei und dem Iran erinnert daran, dass in dem Bürgerkriegsland noch kein Frieden herrscht. Dass diese drei es sind, die über die Zukunft des Landes beraten – entlarvenderweise ohne Diktator Assad –, sagt viel über das Versagen des Westens in dem Konflikt.
Natürlich geht es Putin, Erdogan und Raisi nicht wirklich um nachhaltigen Frieden – sondern um die Durchsetzung ihrer sehr spezifischen, bisweilen konkurrierenden Interessen. Der Iran will durch dauerhafte Präsenz näher an Israel heranrücken; die Türkei wartet auf die passende Gelegenheit, um die Kurden in Nordsyrien anzugreifen. Und Russland, das gerade an der Errichtung neuer Machtblöcke arbeitet, pocht auf bleibenden Einfluss. Jedes Szenario für sich müsste den Westen beunruhigen – gerade der Iran, dessen Ambitionen auf eine eigene Atombombe offenkundig sind, stellt eine immense Gefahr für die labile Region dar. Aber zumindest mit Blick auf Syrien haben die USA und die EU offenbar nicht mehr mitzureden. Mittelfristig wird das ein Problem sein. Dass Kriegsherr Putin den Gipfel der Außenseiter als die ihm verbliebene Bühne nutzt, ist da fast schon eine Randnotiz.
Marcus.Maeckler@ovb.net