Tempolimit: Was bringt es wirklich?

von Redaktion

Weniger Geschwindigkeit auf den Straßen hätte einige Folgen – noch stellt sich die FDP dagegen

München – Die Diskussion um das Tempolimit geht weiter, trotz unwahrscheinlicher Umsetzung. Würde tatsächlich ein Tempolimit eingeführt werden, wären einige Straßen betroffen: Auf 70 Prozent der bundesweiten Autobahnen können Personen aktuell unbegrenzt fahren, Südbayern liegt mit rund 65 Prozent der Autobahnstrecken ohne Begrenzungen etwas drunter.

Dass der Verkehrssektor eine große Rolle beim Thema Treibhausgase spielt, zeigen Zahlen des Umweltbundesamtes: Laut einer Studie hat Deutschland im Jahr 2019, also in Vor-Corona-Zeiten, 810 Millionen Tonnen Treibhausgase verursacht – der Verkehrssektor war für 165 Millionen davon verantwortlich. Nach Berechnungen des Bundesamtes könnte bereits ein Tempolimit von 130 km/h auf Autobahnen die Treibhausgasemissionen um jährlich 1,9 Millionen Tonnen verringern. Wenn man die Geschwindigkeit weiter auf 120 km/h runterschrauben würde, könnten die Treibhausemissionen sogar um 2,6 Millionen Tonnen sinken. Außerdem würde es laut Bundesumweltamt durch ein Limit von 130 km/h deutlich weniger Autobahnunfälle geben und die Anzahl der Verkehrstoten würde um die Hälfte sinken.

Außerdem wird weniger Benzin und Diesel verbraucht: Laut Torsten Busacker, Professor für Verkehrsträgermanagement an der Hochschule München, werden durch ein dreimonatiges Autobahn-Tempolimit von 130 km/h 200 Millionen Liter Kraftstoff eingespart. „Je drastischer das Limit, desto höher die Ersparnis”, meint der Professor. Das Problem wäre hier jedoch die gesellschaftliche Akzeptanz. Außerdem bräuchte es viel mehr Kontrollen, um zu überprüfen, ob die Geschwindigkeitsbegrenzungen überhaupt eingehalten werden.

Finanziell könnte das Tempolimit sich jedoch positiv auf den Geldbeutel auswirken: Laut einer Rechnung der bayerischen Grünen, die auf den Limits 130/80/30 beruht, könnte man in drei Monaten durchschnittlich 70 Euro sparen. Die Partei ist hier noch von einem Benzinpreis von 1,60 Euro ausgegangen – aktuell könnte man also noch mehr sparen.

Auch den Verkehrsfluss würde die Geschwindigkeitsbegrenzung nicht einschränken, im Gegenteil: „Der Verkehrsfluss würde sich verbessern, weil die Kapazität der Autobahn steigt – es können mehr Autos pro Zeitabschnitt fahren, weil die Sicherheitsabschnitte geringer würden. Störungen kommen gerade durch große Geschwindigkeitsunterschiede zustande, weil schnelle Fahrer häufiger bremsen, der Hintermann bremst etwas stärker und so weiter. Wenn alle etwas langsamer fahren, nehmen solche Effekte stark ab“, meint Busacker. Dieses Limit sollte laut dem Professor auch für E-Autos gelten, da deren Strom zu einem bedeutenden Teil aus Kohle oder Gas gewonnen wird. Gerade bei letzterem sollte man aktuell wohl eher sparen. REBECCA HABTEMARIAM

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