Gas-Solidarität

Putins Keil in der EU

von Redaktion

SEBASTIAN HORSCH

Es läuft wieder. Putin hat den Gashahn doch aufgedreht. Genau so weit zumindest, dass er die EU und insbesondere Deutschland in den nächsten Monaten weiter mit Abdreh-Drohungen quälen kann. So will er Europa mürbe machen und die Solidarität des Westens aufbrechen.

Erste Risse sind nicht abzustreiten. Zwar hätte die EU gerne, dass sich ihre Mitglieder bei akuten Mangellagen im Winter gegenseitig mit Gas aushelfen. Doch gerade was den Gas-Junkie Deutschland betrifft, ist die Bereitschaft dazu nicht überall groß. Mit Dänemark, Österreich und (wohl bald) Tschechien gibt es zwar Abkommen – der Bedarf könnte damit im Ernstfall aber wohl kaum gedeckt werden. Und der mögliche weitere Partner Polen macht klar, dass er wenig Lust verspürt, jetzt den Deutschen aus der Patsche zu helfen, die selbst nie einen Pfifferling auf die polnischen Warnungen vor den Gefahren der Nord Stream-Pipelines gegeben haben. Warschau fordert eine Entschuldigung – und neue Weltkriegsreparationen.

Natürlich steht hinter diesen Aussagen der polnischen PiS-Regierung auch der fast schon obligatorische Versuch, wo möglich noch Geld rauszuschlagen. Doch gleichzeitig werden hier mit Freude alte Rechnungen beglichen. Das zeigt, dass die Pipeline Nord Stream 2 einen wichtigen Zweck für den Kreml schon vor ihrer Fertigstellung erfüllt hat. Mit ihr hat Putin einen Keil in die EU getrieben. Die kommenden Monate werden zeigen, wie tief dieser Keil sitzt.

Sebastian.Horsch@ovb.net

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