Herbert Diess muss VW verlassen

Einer der Letzten seiner Art

von Redaktion

MARTIN PREM

Er ist ein brillanter Ingenieur, stets übersprudelnd vor Ideen und immer bereit für neue Herausforderungen. Für jeden, der mit seinem Tempo mitging und seinen Gedankensprüngen folgen konnte, war der Austausch mit Herbert Diess ein Gewinn. Doch für alle, die das nicht konnten oder wollten, war die Arbeit mit ihm eher quälend als inspirierend. Herbert Diess als Manager war das klassische Alphatier. Konflikte mit ihm konnten bei Betroffenen tiefe Verletzungen und schmerzende Narben hinterlassen. Jetzt muss der Volkswagen-Chef seinen Posten räumen.

Diess war bereits bei BMW einer der Letzten seiner Art – und es war absehbar, dass der konsensorientierte Münchner Aufsichtsrat ihn nicht an die Konzernspitze berufen würde. So kam es auch. Und Diess suchte die Hausforderung im größeren Volkswagen-Konzern, der wegen seiner bürokratischen Strukturen und seiner langen Entscheidungswege als Sanierungsfall galt.

Diess konnte in Wolfsburg einiges bewegen, scheiterte aber letztlich an sich selbst. Ihm fehlte schlicht das diplomatische Talent, das es ermöglicht hätte, widerstrebende Kräfte, vor allem die mächtigen Betriebsratsgremien bei VW, zu überzeugen. Doch die Spuren, die er bei BMW und bei Volkswawgen hinterlassen hat, werden weiterwirken. Kaum einer hat so früh wie er das Potenzial der Elektromobilität erkannt und ihre Entwicklung in beiden Konzernen konsequent vorangetrieben. Das wird bleiben.

Martin.Prem@ovb.net

Artikel 1 von 11