Berlin – Der frühere SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel hält eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit in Deutschland für geboten. „Wollen wir Menschen nicht lieber wieder mehr verdienen lassen, indem wir etwas länger arbeiten?“, sagte Gabriel der „Bild am Sonntag“. „Das ist eine Frage, die man in Tarifverhandlungen klären muss, denn mit Zuwanderung allein werden wir das Fachkräfteproblem nicht lösen.“
Industrie-Präsident Siegfried Russwurm, der sich für eine 42-Stunden-Woche ausgesprochen hatte, habe „zu Recht darauf hingewiesen, dass die Verkürzung der Arbeitszeit vor mehr als 25 Jahren mit der damals steigenden Arbeitslosigkeit begründet wurde“, sagte Gabriel. „Heute haben wir das genau entgegengesetzte Problem: Uns fehlen Menschen für die Arbeit, weil die Babyboomer in Rente gehen und danach der Pillenknick kommt.“
Gabriel sieht Deutschland vor einem Jahrzehnt harter Anstrengungen: „Wir werden um massive Anstrengungen in den nächsten Jahren nicht herumkommen, sonst hinterlassen wir unseren Kindern nichts als einen riesigen Schuldenberg“, so der ehemalige Wirtschaftsminister.
Mehrere Sozialdemokraten reagierten in den sozialen Netzwerken ablehnend auf Gabriels Vorstoß, beispielsweise der Münchner Bundestagsabgeordnete Sebastian Roloff. Dieser erklärte stattdessen: „Im Übrigen wäre es schön, wenn wir auch mal über Belastungen für Spitzenverdiener sprechen würden.“