Washington – Die Rede vor Tausenden Anhängern am Freitagabend im US-Bundesstaat Arizona zeigte Ex-Präsident Donald Trump als unerschütterlichen Optimisten. 100 Minuten lang sprach er, um eine Lokalpolitikerin bei ihrem Rennen um das Amt als Gouverneurin zu unterstützen. Doch die Fans wollten eigentlich von Trump nur eines hören: Will er 2024 noch einmal antreten? Eine glasklare Antwort vermied er darauf. Doch die Summer aller Aussagen deutet in eine Richtung: Trump wird es noch einmal wissen wollen.
Nicht nur dass er weiter von einer „gestohlenen Wahl“ redet und seine Niederlage – vom Kongress zertifiziert und von zahlreichen Gerichten bestätigt – gegen Joe Biden immer noch nicht akzeptieren will. Seine Worte klangen so, als sehe er sich schon wieder in den Regierungssitz einziehen. „Wir werden Amerika zurückerobern, und 2024 werden wir vor allem unser schönes, prächtiges Weißes Haus zurückerobern.“ Zur Kandidatur sagte er: „Vielleicht müssen wir es noch einmal tun.“
Diese Worte fielen ausgerechnet an einem Tag, an der der Untersuchungsausschuss zur Kapitolserstürmung durch fanatische Republikaner am 6. Januar 2021 Trump vorgeworfen hatte, seine Amtspflichten verletzt und vor und während der Proteste „Benzin ins Feuer“ gegossen zu haben. Doch der Ex-Präsident, der sich neuen Zeugenaussagen zufolge nach dem Beginn der Erstürmung standhaft geweigert hatte, seine Anhänger zum Verzicht auf Gewalt und zum Rückzug aufzufordern, sieht sich als Opfer einer parteilichen Hexenjagd. „Das sind doch dieselben Personen, die die Lügen verbreitet haben, dass ich ein Agent Russlands gewesen bin“, so Trump. Sonderermittler Robert Mueller hatte für diese Behauptung der Demokraten in seiner dem Kongress vorgelegten Untersuchung keine schlüssigen Indizien gefunden.
Für Trump, der ähnliche Thesen auch am Samstag vor Studenten in Florida wiederholte, steht fest, dass sich ein „korruptes Establishment“ weiter darum bemüht, ihm zu schaden. Unklar bleibt, ob es zu einer formellen Anklage gegen ihn kommen wird. Während manche Juristen dafür durchaus eine Grundlage sehen, scheuen den Demokraten nahestehende Strafverfolger vor einer Strafverfolgung zum derzeitigen Zeitpunkt zurück, weil sie die Wählerbasis der Republikaner vor den Kongress-Zwischenwahlen nicht mobilisieren wollen. Die Mehrheit der Konservativen stimmt weiter der unbewiesenen Trump-Theorie zu, die Wahl im Jahr 2020 sei manipuliert worden.
Der Ex-Präsident hatte deshalb auch in einem Statement am 7. Januar 2001 die Aussage vermieden, dass Biden die Wahl gewonnen habe. Während sich die Krawalle vor dem Kongress entwickelten, hatte er sogar via Twitter betont, die Demonstranten seien „etwas ganz Besonderes“. Seinen Vize Mike Pence, der sich im Kapitol aufhielt, sah er als Verräter an. Eine Zeugenanhörung am Donnerstagabend hatte ergeben, dass die „Secret Service“-Leibwächter von Pence sogar Familienangehörige angerufen hatten, um sich zu verabschieden. Sie fürchteten, von dem Mob getötet zu werden. Heute zählt auch Pence zum Kreis der Präsidentschaftsaspiranten. Sollte Trump antreten, wäre er vermutlich chancenlos.