Nach vielen Monaten pandemiebedingter Reisebeschränkungen endlich mal wieder in den Urlaub fliegen? Für die, die das lange herbeigesehnt haben, kommt es zu Beginn der Ferien knüppeldick: Heute will das Lufthansa-Bodenpersonal einen Tag lang alle wichtigen deutschen Flughäfen lahmlegen. Weil Technik- und Abfertigungskräfte fehlen, hatte die Lufthansa bereits tausende Starts im Sommerflugplan streichen müssen. Nun werden die Schlangen vor Check-in-Schaltern und Kofferbändern kurzfristig noch länger, die Nerven verzweifelter Urlauberfamilien noch weiter strapaziert. Derweil bittet die Gewerkschaft Verdi „um Verständnis“ für den geplanten Warnstreik, der Druck machen soll für eine Lohnplus-Forderung von 9,5 Prozent. Unabhängig davon stimmen auch die Piloten der Lufthansa gerade über Streikmaßnahmen ab. Diese könnten im August beginnen und den Urlaubspassagieren wie der schwer gebeutelten Luftfahrtbranche den nächsten Schlag versetzen.
Auch wer einstweilen am Boden bleibt, fragt sich: War da nicht kürzlich noch von einer Konzertierten Aktion die Rede, bei der sich Politik, Arbeitgeber und Gewerkschaften im Schulterschluss mit gemeinsamen Konzepten für ökonomische Stabilität und gegen ein Aufschaukeln der Lohn-Preis-Spirale starkmachen wollten? Bei erster Gelegenheit zeigt sich nun, dass sich Postulate von gesamtgesellschaftlicher Verantwortung offenbar ebenso leicht verflüchtigen wie Flugzeug-Kondensstreifen am Himmel.
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