Getreide-Engpässe

Anbauflächen ausweiten!

von Redaktion

CLAUDIA MÖLLERS

Es ist ein Dilemma: Die deutschen Landwirte wollen angesichts der dramatischen Ernährungslage in der Welt so viel Getreide anbauen wie eben möglich. Das wird durch die EU-Agrarpolitik ausgebremst, weil im kommenden Jahr vier Prozent der Anbaufläche aus Gründen des Umweltschutzes stillgelegt werden sollen.

Nun wird seit Wochen in Deutschland darüber diskutiert, sich dafür einzusetzen, dass diese Stilllegung zumindest für 2023 ausgesetzt wird. Denn allein auf diesen vier Prozent Ackerfläche könnten fünf Millionen Tonnen Getreide angebaut werden – und damit 30 Millionen Menschen vor dem Hungertod bewahrt werden. Die EU-Kommission hat für eine Aussetzung der Stilllegung zwar grundsätzlich grünes Licht gegeben, nur können dann die Landwirte wichtige Öko-Programme nicht mehr nutzen. Auf der Sondersitzung der Agrarministerkonferenz konnte gestern keine Einigung erzielt werden. Stattdessen hat der grüne Bundesminister Cem Özdemir nur zugesagt, kommende Woche einen Vorschlag vorzulegen. Die Bauern brauchen eine schnelle Lösung, denn nach der laufenden Ernte muss neu angesät werden. Özdemir steht vor einem schwierigen Problem: Tritt er für die Aussetzung der Stilllegung ein, verprellt er die grüne Basis, die mehr Öko-Brache fordert. Doch ist nicht die Ernährungssicherheit wichtiger, als ein Jahr die Stilllegung zu verschieben? Da gibt es nur eine Antwort: Hungernde Menschen haben Vorrang.

Claudia.Moellers@ovb.net

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