VON DIRK WALTER
Ein berühmtes bairisches Gstanzl geht so: „Werd scho wer’n, sagt d’ Frau Kern, sowas gibt si meistens immer, bei der Wimmer war’s noch schlimmer …“ – so oder so ähnlich könnte auch eine Zustandsbeschreibung des bayerischen Schulsystems beginnen. Seit Jahr und Tag kursiert dieselbe Alarmmeldung: Es gibt Lehrermangel, vor allem an Grund- und Mittelschulen. Mit krassen Hilferufen machen – ausgerechnet zum Ferienstart – die Berufsverbände einmal mehr auf das Problem aufmerksam. Sie haben aber wohl selbst nicht die Hoffnung, dass sie bis zum Schulstart im September viel bewirken werden. Es regiert das Prinzip Hoffnung: Es wird schon irgendwie gehen – wie bei Frau Kern und Frau Wimmer.
Letztlich sind es Probleme, wie wir sie von vielen sozialen Berufen kennen: Pflege, Kindergärten, Rettungsdienste – überall fehlt Personal. Meist sind nicht einmal fehlende Stellen das Manko. Stellen gibt es, sie können nur nicht besetzt werden. Neben mangelnder Wertschätzung und (zum Teil) mauer Bezahlung kommt bei den Lehrern eine Ungerechtigkeit obendrauf: Grund- und Mittelschullehrer sind bei der Besoldung eine Stufe schlechter gestellt als ihre Kollegen vom Gymnasium. Doch was tun die Lehrer-Lobbygruppen? Sie bekämpfen sich hier gegenseitig. Es regiert der Neidkomplex. Das beschädigt den Berufsstand insgesamt. Alle müssten für eine gleichrangige Besoldung in allen Schularten einstehen und so für die Aufwertung des Berufsbilds werben. Sonst werden wir die Klage vom Lehrermangel als Dauerschleife ewig hören.
Dirk.Walter@ovb.net