In das Tauziehen um einen Gefangenenaustausch zwischen den USA und Russland ist mittlerweile – wenn auch indirekt – die Bundesregierung involviert. Denn Moskau möchte für zwei US-Staatsbürger neben dem Waffenhändler Viktor But nun auch den in Berlin einsitzenden und zu lebenslanger Haft verurteilten „Tiergarten-Mörder“ Wadim Krasikow freibekommen. Damit so ein Tauschgeschäft funktioniert, braucht das Weiße Haus natürlich die Kooperation Deutschlands, das von einem solchen Transfer in keiner Weise profitieren würde.
Ohnehin bahnt sich hier ein für die USA schlechter Deal an. Der Waffenhändler But hat auch Terroristen versorgt und ist ein hochkarätiger Häftling, während die in Moskau einsitzenden Paul Whelan – ein angeblicher Spion und unehrenhaft entlassener Ex-Soldat – und Basketballstar Brittney Griner, die ihren Drogenschmuggel gestanden hat, eher kleine Fische sind. Nun ist US-Außenminister Antony Blinken bei seinem Amtskollegen Sergej Lawrow erneut zum Bittsteller geworden. Denn US-Präsident Biden sitzt vor allem wegen der lesbischen Afro-Amerikanerin Griner die progressive Wählerschaft im Nacken – ihre Unterstützer glauben, dass sie illegal festgehalten wird. Der Kreml spürt jedenfalls, wie wichtig Biden aus innenpolitischen Erwägungen ein Geschäft ist – und fühlt sich so zu weiteren Forderungen bemüßigt.
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