Machtkampf im Irak

von Redaktion

Demonstranten besetzen Parlament

Bagdad – Im Irak ist mit der Stürmung des Parlaments ein alter Machtkampf zwischen den politischen Eliten neu entbrannt. Innerhalb weniger Tage besetzten nun vor allem Anhänger des einflussreichen schiitischen Geistlichen Muktada al-Sadr das Parlamentsgebäude in der Hauptstadt Bagdad. Mit einem Sitzstreik wollen sie Druck auf die Politik ausüben. Alle weiteren Sitzungen wurden zunächst abgesagt.

Mit den Protesten will die Al-Sadr-Bewegung verhindern, dass ihre politischen Gegner um Ex-Regierungschef Nuri al-Maliki eine Regierung bilden können. Die Rivalen des 47 Jahre alten Religionsführers hatten vor Kurzem einen eigenen Kandidaten als Premier vorgestellt. Aus Sicht Al-Sadrs steht aber der für das Amt vorgesehene ehemalige Minister Mohammed Schia al-Sudani dem Ex-Premier Al-Maliki viel zu nahe. Al-Sadr und Al-Maliki sind verfeindet. Außerdem sympathisieren Al-Maliki und dessen Allianz offen mit dem Nachbarland Iran. Al-Sadr wiederum möchte den Einfluss der Führung in Teheran zurückdrängen.

Fast zehn Monate nach der Parlamentswahl befindet sich das ölreiche Land in einer Patt-Situation. Al-Sadrs Bewegung ging damals als klarer Wahlsieger hervor, konnte jedoch nicht die wichtige Zweidrittelmehrheit erreichen, die für die Präsidentenwahl erforderlich ist. Erst mit dessen Unterstützung kann eine neue Regierung gebildet werden. Al-Sadrs Vorgehen wäre ein Bruch mit den politischen Traditionen gewesen. ARNE BÄNSCH

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