Für jene, die am 11. September 2001 bei den Terroranschlägen in den USA Angehörige und Freunde verloren, dürfte die Tötung des Al-Kaida-Chefs Aiman Al-Zawahri eine späte Genugtuung sein. Über 20 Jahre lang gelang es dem Top-Terroristen, sich zu verbergen. Auch wenn das von ihm geleitete Netzwerk nicht mehr so aktiv wie früher ist, so kann man daraus nicht schließen, dass von den islamischen Extremisten keine Gefahr mehr ausgeht. Die Liquidierung von Al-Zawahri, der ein enger Vertrauter von Osama bin Laden war, ist zudem ein moralischer Rückschlag für jene, die Al Kaida unterstützen.
Die Einzelheiten der Tötung, die – weil das Zielobjekt nicht durch traditionelle Polizeimaßnahmen zu fassen war und die USA sich mit Al Kaida faktisch weiter im Kriegszustand befinden – durch internationales Recht abgedeckt ist, führen aber zu einer beunruhigenden Erkenntnis. Der Terror-Chef hielt sich in einem vornehmen Wohnviertel in Kabul auf, offenbar schützten und deckten ihn die den Terroristen weiter freundlich gesinnten Taliban. Es sind jene Taliban, die in Kabul nach dem überhasteten Abzug der Isaf-Truppen die Regierung stellen und an internationaler Anerkennung interessiert sind. Die Existenz dieser gefährlichen Koalition sollte eine Warnung für all jene sein, die daran glauben, man könne mit den Taliban auf Ehrlichkeit aufgebaute diplomatische Beziehungen unterhalten. Doch die Taliban und Al Kaida sind weiter Feinde der zivilisierten Welt.
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