Blinken in Afrika

Enttäuscht von Washington

von Redaktion

KLAUS RIMPEL

Nach den Reisen von Sergej Lawrow und Antony Blinken nach Afrika ist viel vom neuen Kalten Krieg um den schwarzen Kontinent die Rede. Doch der Vergleich passt nur bedingt, ist die Situation heute doch wesentlich komplexer als in den späten 60er-Jahren, als die USA und die Sowjetunion um die von der Kolonialherrschaft befreiten Staaten buhlten. Damals war es tatsächlich ein System-Streit zwischen afrikanischen Führern, die ihr Heil im Sozialismus suchten, und solchen, die auf den Kapitalismus ihre Hoffnungen setzten.

Letztlich wurden die Afrikaner sowohl vom Sowjet- als auch vom US-Modell enttäuscht. Und heute zählt bei der Entscheidung, ob sich ein afrikanischer Staat eher Washington, Peking oder Moskau zuwendet, ohnehin keine Ideologie mehr, sondern schlicht: Was bringt’s unserem Land? Und manchmal leider auch: Wo springt mehr für die den Staat ausbeutende Elite raus…

Vor diesem Hintergrund ist es etwa aus Sicht Südafrikas zu verstehen, wenn Präsident Cyril Ramaphosa sich beim Ukraine-Krieg als neutral erklärt: Zu lange hat sich der Westen und insbesondere Washington nicht mehr um Afrika gekümmert. Blinken läuft hier Lawrow nicht nur zeitlich hinterher. Und China, das mit über 10 000 Unternehmen in 46 afrikanischen Staaten präsent ist, hat sich über Jahre einen Vorsprung erarbeitet, den die USA und die EU so schnell nicht mehr aufholen können.

Klaus.Rimpel@ovb.net

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