VON GEORG ANASTASIADIS
Sieh an: RWE kann sich nun doch den Weiterbetrieb seines Atommeilers Gundremmingen vorstellen. Davor hatte bereits Eon erklärt, man stehe parat, Isar 2 länger am Netz zu lassen. Kaum in der Regierung, werden die Grünen in rasendem Tempo von der Wirklichkeit eingeholt, entpuppen sich ihre Argumente als Notlügen: Mal hatte es aus der Anti-Atom-Partei geheißen, die Kraftwerksbetreiber seien zur Laufzeitverlängerung gar nicht in der Lage, geschweige denn willens. Dann wurde behauptet, nur Putins Russland könne die nötigen Brennstäbe liefern, eine glatte Unwahrheit. Aktuell zieht Parteichefin Ricarda Lang mit dem Volksverdummungssatz durch die Lande, Deutschland habe ein Heiz- und kein Stromproblem – dabei wird in Deutschland weiter fröhlich knappes Gas verstromt, und das halbe Land rüstet gerade von Gas auf Strom um.
Am Ende wird das sorgsam zusammengezimmerte grüne Ideologie-Kartenhaus unter der Wucht der von Putin entfesselten Energiekrise zusammenbrechen. Es geht um die Grundfesten des Industriestandorts und um hunderttausende Jobs. Der Mär der grünen Parteispitze, reaktionäre Kräfte, also Union und FDP, wollten den „Ausstieg vom Ausstieg“ durchsetzen, glauben ja nicht mal die eigenen Mitglieder. Darum geht es nicht. Sondern darum, eine Energielücke für drei, vier Jahre zu überbrücken.
Zeit gewinnen wollen auch die Grünen, nur anders: Sie hoffen den „Ausstieg jetzt“ irgendwie über die Runden zu bringen und schlagen nun – als letzte Verteidigungslinie – den „Streckbetrieb“ der AKWs vor, also die Weiterverwendung der alten Brennstäbe ein paar Monate übers Jahresende hinaus. Doch sagen die Experten, dass der übernächste Winter nicht leichter wird als der kommende. Deutschland braucht Energiesicherheit, und die Versorger brauchen Planungssicherheit. Neue Brennstäbe müssen her. Sie halten etwa vier Jahre. Dann sollten wir hoffentlich aus dem Gröbsten raus sein. Die Sache eilt. Gerade lässt Wirtschaftsminister Habeck in einem „Stresstest“ den (Atom-)Energiebedarf ermitteln. Allzu lange sollte er die Sache nicht mehr aussitzen. Sonst gibt es doch noch den Wutwinter, vor dem die Grünen ständig warnen.
Georg.Anastasiadis@ovb.net