Wladimir Putin hat einmal mehr bekräftigt, dass seine „militärische Sonderoperation“ nach Plan läuft. Mit einem Referendum in den „Volksrepubliken Donezk und Luhansk“ soll die Abspaltung der eroberten Gebiete von der Ukraine besiegelt werden, so britische Geheimdienstexperten. Doch selbst wenn es für die Ukraine kaum möglich scheint, die übermächtige russische Armee im klassischen Sinn zu bezwingen und aus dem Land zu werfen: Umgekehrt schafft es Putin auch nicht, die Ukraine zu besiegen. Denn die ukrainischen Verteidiger setzen zunehmend erfolgreich auf eine Partisanenstrategie. Anschläge auf von Moskau eingesetzte Beamte, Brücken-Sprengungen tief im von russischen Truppen besetzten Gebiet, aktuell die Explosion eines Munitionsdepots auf der Krim – das Signal an Moskau ist: Ihr könnt noch so viele Referenden fälschen, echte Kontrolle über die besetzten Gebiete werdet ihr nie bekommen!
Es mag Putins Strategie sein, auf Zeit zu setzen und die Ukrainer (und die sie unterstützenden Staaten im Westen) zu zermürben. Aber auch Wolodymyr Selenskyj hat den Faktor Zeit auf seiner Seite: Die Ablehnung der russischen Besatzer wird mit jedem Tag dieses grausamen Krieges größer. Putin mag Gebiete besetzen. Die Herzen der Menschen, die dort leben, selbst die der Russischstämmigen, erobert er nicht. Putin, der anfangs wohl wirklich daran glaubte, von Teilen der Bevölkerung als Befreier gefeiert zu werden, hat sich schwer verrechnet.
Klaus.Rimpel@ovb.net