Umweltkatastrophe an der Oder

Polen verschleppt die Aufklärung

von Redaktion

ANDREAS WARTALA

Es ist eine Umweltkatastrophe von noch unbekanntem Ausmaß, die sich gerade an der Oder ereignet. Informationen gibt es nur spärlich, die Suche nach den Ursachen dauert an. Bereits Ende Juli hatten Angler in Polen erste tote Fische in dem Fluss treiben sehen und Alarm geschlagen. Passiert ist seither wenig. Seit Tagen stehen daher die Behörden – auch für ihre schleppende Weitergabe von Informationen – in der Kritik. Zu Recht.

Jetzt, drei Wochen nach Beginn der Katastrophe, verspricht der polnische Premier Mateusz Morawiecki Aufarbeitung, die Polizei hat eine Belohnung von umgerechnet 210 000 Euro für die Aufklärung ausgesetzt. Warum hat das so lange gedauert? Sollte hier etwas vertuscht werden? Das Massensterben in der Oder hat Potenzial, das politische Klima in Polen weiter zu verseuchen. In gut einem Jahr finden Parlamentswahlen statt. Morawiecki wird es schwer haben, von seinem zögerlichen Handeln abzulenken. Sein Versuch, allein die lokalen Behörden in die Verantwortung zu nehmen, ist zu durchsichtig. Die EU, die sonst gerne als Schuldige hingestellt wird, eignet sich diesmal nicht als Sündenbock.

Im beginnenden politischen Gerangel darf eines nicht untergehen: Die wirkliche Suche nach den Ursachen dieser Tragödie. Darauf sollte Berlin vehement drängen – auch wenn das in Polen, wie so oft, als Besserwisserei oder Einmischung verstanden werden wird.

redaktion@ovb.net

Artikel 1 von 11