Debatte um Visa für Russen

Die Offenheit nützt bisher den Falschen

von Redaktion

MARCUS MÄCKLER

Reinlassen oder nicht? Europa debattiert über den Umgang mit russischen Touristen – und findet bislang unterschiedliche Antworten. Während etwa Finnland seine Visa-Regeln verschärfen will, winkt Berlin kategorisch ab. Der Kanzler will offenbar nicht jede Brücke einreißen. Das klingt honorig, nützt aber vermutlich den Falschen.

Denn wer Europa bereist, gehört mit einiger Sicherheit zu jener Gruppe betuchter Russen, die vom System Putin profitieren. Dass der Urlaub im (propaganda-)freien Westen für sie zum Augenöffner werden kann, gehört schon deshalb ins Reich der Legenden. Stattdessen suggeriert die liberale Visavergabe eine Normalität, die es seit Beginn des russischen Angriffskriegs nicht mehr gibt. Für uns nicht – und schon gar nicht für die Ukrainer, die ihr Land gegen die Auslöschungs-Fantasien aus Moskau verteidigen. Dass demnächst Putin-Unterstützer auf der Wiesn johlen könnten, ist eine besonders unangenehme Vorstellung.

Natürlich darf es nicht darum gehen, die Russen kollektiv schuldig zu sprechen. Deshalb sollten wir differenzieren: Wege für die öffnen, die es in Putins Reich nicht mehr aushalten. Aber all denen (zumindest auf Zeit) die rote Karte zeigen, die meinen, sie könnten unbeteiligt lustreisen, während der Kreml Krieg führt. Europa sollte hier konsequent sein.

Marcus.Maeckler@ovb.net

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