Donald Trump mag juristisch unter Beschuss stehen. Doch er hat immer noch enormen Einfluss auf seine Partei – mit der Fähigkeit, Karrieren zu beenden. Nichts zeigt dies deutlicher als die Abwahl der Abgeordneten Liz Cheney bei den parteiinternen Vorwahlen. Die Tochter des früheren Bush-Vize Dick Cheney brachte es in Wyoming gerade einmal auf 29 Prozent der Stimmen. Ein Erdrutsch. Die Rache Trumps an seiner schärfsten Kritikerin.
Die große Mehrheit der Partei sieht die jüngste FBI-Aktion als politisch motivierten Missbrauch der Justiz durch die Demokraten. Ein Rechtsverstoß Trumps ist für diese Claqueure nicht vorstellbar. Derweil fördert der Ex-Präsident bewusst Kandidaten, die ihm helfen könnten, 2024 noch einmal ins Weiße Haus einzuziehen. So gewann nicht nur die Gegnerin Cheneys, sondern auch ein gewisser Chuck Gray. Er kandidierte als Bundesstaatssekretär, würde im Erfolgsfall die nächsten Präsidentschaftswahlen in Wyoming beaufsichtigen – und vertritt wie Trump weiter die Behauptung von der gestohlenen Wahl. In Arizona setzte sich kürzlich der Trump-Fan Kari Lake im Vorwahl-Rennen um den Gouverneursposten durch. Trump für 2024 abzuschreiben, wäre also ein Fehler. Eine Anklage würde vermutlich eher einen enormen Motivationsschub für seine treue Basis bedeuten.
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