VON CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER
Manche im öffentlich-rechtlichen Rundfunk dürften hoffen, dass die dicke Vetternwirtschaft-Affäre um die RBB-Intendantin dem üblichen Medien-Wellenzyklus folgt: Aufregung, Rücktritt, Vergessen, bis zum nächsten Mal dann. Wenn’s doch nur so einfach wäre.
Die Probleme der Sendergemeinschaft liegen tiefer als in der Maßlosigkeit einer Intendantin und der Blindheit ihrer Kontrolleure. Die Strukturen sind das Problem, und der noch immer nicht ausreichende Spar- und Reformdruck – weit über Berlin/Brandenburg hinaus. Zwei Beispiele: Bundesweit finden sich übergroße Intendanzen zu Repräsentation und Selbstverwaltung, in mehreren Ländern halten sich Zwergsender, die nach den Regeln eines wirtschaftlichen Umgangs mit Beitragsgeld seit Jahrzehnten fusioniert sein müssten. Fast immer stützen das die jeweiligen Landespolitiker, die auffallend zahm im Umgang mit ihren Sendern sind, während sie für ihre Mandate in den Aufsichts- und Verwaltungsgremien recht kräftig entlohnt werden.
Dieses – höflich gesagt – vernetzte Durchwursteln und die in Wahrheit stabile Finanzlage überdecken etwas: Das ÖRR-System wankt, ein Pfeiler fault. Die Akzeptanz beim beitragszahlenden Bürger sinkt, die Anfälligkeit für populistische Kampagnen mit radikalen Ganz-weg-Lösungen steigt. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk – zu dem auch hervorragende Journalisten und starke, unverzichtbare Sendungen zählen – braucht dringender denn je eine einschneidende, strukturenbrechende Reform. Die eigenen Beharrungskräfte bewahren dieses System nicht langfristig, sondern sind seine größte Gefahr.
Christian.Deutschlaender@ovb.net